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Fortschritt | Wie man den richtigen Kopfhörer kauft

Kopfhörer schonen Nachbarn, retten unangenehme Situationen, bringen unsere Lieblingsmusik jederzeit zu uns – ob beim Sport, in der Bahn oder einfach zu Hause zum Musik hören. Grund genug, nicht irgendein Modell zu kaufen. Was Impedanz, Frequenzbereich und Bauart verraten – und worauf man beim Kauf achten sollte.

Seit dem Siegeszug des Walkman und der Mp3-Player gehören sie zum täglichen Erscheinungsbild einfach dazu: Kopfhörer.

Bernhard Rietschel - Chefredakteur des Magazins «Audio».

Chefredakteur des Magazins «Audio».
Bernhard Rietschel

Ob in der Bahn, beim Joggen oder auch einfach am heimischen PC. Die Ohrstöpsel und -muscheln sind heute ein Zubehör, das uns überall begegnet und nicht mehr wegzudenken ist. Dabei gibt es die verschiedensten Formen und Größen – von kleinen „In-Ear„-Kopfhörern bis zu massigen Geräten, die auch schon als Mode-Accessoire zählen.

Jedoch gibt es unter den verschiedensten Modellen auch qualitative Unterschiede. Grund genug für uns, mit einem Experten zu sprechen, worauf man beim Kopfhörer-Kauf achten sollte.

Bernhard Rietschel ist Chefredakteur des Magazins „Audio“ und weiß, was einen guten Kopfhörer ausmacht.

Fortschritt – Kopfhörer kaufen 08:31

 


Das Interview zum Mitlesen:

Herr Rietschel, es gibt ja Kopfhörer ohne Kabel, mit Bluetooth, mit Fernbedienungen, mit Freisprecheinrichtungen. Wir wollen das heute mal alles ausblenden. Und über die „ganz normalen“ Kopfhörer sprechen. Da fällt ja zuerst einmal auf: manche sind sehr groß, manche nicht so sehr, und manche so klein, dass man sie ins Ohr steckt. Erklären Sie uns doch eingangs mal, was es damit auf sich hat.

Fangen wir bei den Kleinen an. Die sind primär natürlich für die Verwendung unterwegs. Die sind winzig klein. Die kann man in die Hemdtasche stecken wenn man sie nicht braucht. Das ist also in erster Linie mal einfach die kompakte Größe, die da wichtig ist. Dann stecken die ganz kleinen, diese „In-Ears“ nennt man die auch, die stecken tatsächlich im Gehörgang. Das heißt, man blendet damit Umgebungsgeräusche weitestgehend aus, weil die gleichzeitig wirken im Prinzip ein bisschen wirken wie ein Ohropax. Man hört also sehr wenig von seiner Umgebung und umgekehrt hört die Umgebung auch sehr wenig von der Musik, die man hört. Das ist unterwegs unter Umständen ein Vorteil, aber das kann natürlich auch, gerade im Straßenverkehr, zu einem Nachteil werden.

Geschlossen, halb-offen, In-Ear – Und für welche Situation eignen sich da jetzt welche Kopfhörer?

Für alle Unterwegs-Einsätze letztlich sind die In-Ears natürlich sehr beliebt, weil sie eben winzig klein sind und vor allem, weil sie durch diese direkte Position, direkt im Gehörgang, auch einen sehr guten Wirkungsgrad haben. Das heißt man kann mit einem relativ kleinen Gerät, also irgend einem portablen Player oder einem Mobiltelefon, wenn man will auch sehr laut hören damit. Auch das ist natürlich mit Vorsicht zu genießen. Aber die sind extra so gebaut, dass die mit den kleinen Verstärkern, die in Mobiltelefonen zum Beispiel drin sind, eben gut funktionieren. Viele Leute mögen aber den Sitz, also dieses Tragegefühl, von den In-Ear-Hörern.

Ich zum Beispiel mag das überhaupt nicht und ich bevorzuge, und viele andere auch, deswegen mobile On-Ears. Das sind im Prinzip kleine, meistens irgendwie faltbare Kopfhörer, die aussehen wie klassische Kopfhörer, die aber ein bisschen kleiner sind. Da gibt es verschiedene Ausführungen, offene und geschlossene Bauweisen. Die primär für den mobilen Einsatz gemacht sind, sind meistens geschlossen gemacht. Die haben also auch ein gewisses Maß an Abschirmung in beide Richtungen. Also man hört die Umgebungsgeräusche ein bisschen gedämpfter und der Nachbar, wenn man im Zug sitzt beispielsweise, hört auch nicht ganz so viel von der Musik, die man gerade hört.

Und dann gibt es als dritte Kategorie noch die großen Kopfhörer, so wie man sie kennt von zu Hause. Die klassischen Hi-Fi-Kopfhörer, wollen wir mal sagen, die gibt es auch wieder in verschiedenen Bauweisen. Von ganz offen, so, dass man im Prinzip durch die Hörer durch die Umgebung durch hören kann und bis hin bis zu wirklich geschlossen. Da ist dann aber die Entscheidung, welche man nimmt, eher eine klangliche. Weil die haben jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile. Und die Sachen, also diese großen Hörer, die sieht man zwar auch sehr oft mittlerweile in der S-Bahn, aber primär sind die für zu Hause. Alleine schon wegen ihrer Größe und dem etwas lockereren Sitz. Die sind also nicht dafür da, dass man damit herum rennt, eigentlich.

Nun sind auf den Packungen ja auch immer so Zahlen abgedruckt. Impedanz steht dort immer. Und auch ein Frequenzbereich. Vielleicht fangen wir mal mit der Impedanz an. Was bedeutet das denn? Was sagt uns zum Beispiel die Impedanz?

Die Impedanz, die sagt einfach: das ist ein physikalischer Wert. Den kann man messen. Das ist der elektrische Widerstand des Kopfhörers. Der ist insofern interessant, als es ganz unterschiedliche Arten gibt, so einen Kopfhörer zu bauen. Und für unterwegs, also wenn man immer dann, wenn man ein mobiles Gerät daran betreiben will, also batteriebetriebenes Gerät, ein MP3-Player oder ein Mobiltelefon, dann sollte man einen möglichst niederohmigen Kopfhörer nehmen. Also im Schnitt, die die für Unterwegs gemacht sind, die liegen meisten zwischen 16 und vielleicht 40 Ohm. Die meisten haben um die 32 Ohm. Also die Einheit von Widerstand ist Ohm. 32-Ohm-Hörer sind eigentlich so das verbreitetste bei den Mobil-Hörern. Wäre die Impedanz jetzt deutlich höher, der Widerstand, für zu Hause gibt es beispielsweise Hörer mit 200, 300 oder auch 600 Ohm, dann ist es oft so, dass man mit einem kleinen, tragbaren Gerät an diesen Hörern einfach nicht laut genug hören kann. Man kann dann zwar laut drehen, aber die Musik ist dann trotzdem noch relativ leise. Die sind dann also primär eher für den Anschluss an eine Hi-Fi-Anlage gedacht.

Das heißt, wenn ich nicht gerade Toningenieur mit einem Studio bin, sollte die Impedanz von unter 100 Ohm ausreichen?

Wenn ich es für einen mobilen Einsatz verwenden will, dann sollten es auf jeden Fall, sagen wir, um die 32 Ohm sein. Das sind aber fast alle Hörer, die für diesen Markt gemacht sind, haben diesen Wert plus/minus ein paar Ohm – das ist dann auch egal. Für zu Hause ist es letztendlich egal. Also wenn ich es an die Hi-Fi-Anlage hänge, oder sogar an einen separaten Kopfhörer-Verstärker, dann ist diese Ohm-Zahl eigentlich nicht relevant. Dann ist es einfach nur ein technisches Merkmal, was in der Praxis aber keine Vor- oder Nachteile hat.

Und das zweite, was auf den Packungen der Kopfhörer steht, ist der Frequenzbereich. Was sagt uns der denn?

Der sagt relativ wenig. Wenn man dann eine verlässliche Messung hat und die bei allen Hörern, die man vergleicht, auch wirklich gleich macht, dann ist es ganz interessant. Das Problem ist, die aufgedruckte Messung, also der aufgedruckte Frequenzumfang, den ermittelt jeder Hersteller nach seinem eigenen Verfahren und das ist nicht genau dokumentiert. Das ist also praktisch zwischen verschiedenen Herstellern unmöglich zu vergleichen. Das ist ein Wert, der im Prinzip nicht viel aussagt. Sinnvoll wird es erst, wenn ein Labor sozusagen sich mehrere Kopfhörer von unterschiedlichen Herstellern besorgt und die nach dem gleichen Verfahren misst. Dann kommen vernünftige, belastbare Werte raus. Ansonsten kann man die einfach ignorieren, solange die auf der Packung stehen.

Manche Kopfhörer haben ja auch so Klangverbesserungen drin. Geräuschunterdrückung zum Beispiel, die filtern dann angeblich den Umgebungslärm raus. Was ist von sowas denn zu halten?

Wenn die gut gemacht ist, diese Geräuschunterdrückung, funktioniert die sogar sehr gut. Die Hörer sind natürlich entsprechend teuer. Die kosten bei gleicher Klangqualität mindestens das Doppelte, von ihren Nicht-Geräuschunterdrückenden-Geschwistern. Aber da gibt es ein paar Hersteller, die das wirklich drauf haben. Diese Geräuschunterdrückung ist nicht primär eine Klangverbesserungen, sondern wenn man unterwegs ist, schaffen die im Prinzip eine ruhige Umgebung um die Ohren rum und blenden den Hintergundlärm, jetzt ganz extrem beispielsweise, wenn Sie in einem Flugzeug sitzen, da blenden die dieses Triebwerksgeräusch weitestgehend aus und man muss dann gleichzeitig, wenn man jetzt Musik hören will, auch nicht mehr so laut drehen, um dieses Dröhnen zu übertönen.

Das heißt, man hat insgesamt einfach eine viel ruhigere, entspanntere Atmosphäre um sich herum. Und viele Leute, die ich kenne, verwenden diese „Noise-cancelling“-Kopfhörer gar nicht mal ständig zum Musikhören, sondern setzen die einfach auf und machen die an, primär, um ein bisschen Ruhe zu haben um sich rum.

Das heißt, das beste ist dann vielleicht doch das Antesten und die Kaufempfehlungen aus Vergleichstests? Wie kann ich als Laie denn effektiv „antesten“?

Sofern es möglich ist: im Handel, im Laden oder im Elektromarkt, die Dinger tatsächlich zu vergleichen mit der eigenen Musik, dann würde ich das auf jeden Fall raten. Ich weiß nicht, wie gut das in der Praxis möglich ist, weil man hat dann oft ein bisschen Hintergrundgeräusche, und es ist natürlich auch nur dann sinnvoll, wenn man wirklich die Dinger nehmen kann und einstecken kann in sein eigenes iPhone, von mir aus, oder in seinen Mp3-Player, den man dabei hat und das mit der eigenen Musik hören.

Weil es ist bei Kopfhörern auch unsere Erfahrung, dass die individuellen Beurteilungen sehr, sehr unterschiedlich sind. Es ist sehr viel Geschmackssache und auch sehr viel, letztlich, individuelle Unterschiede in der Art, wie beispielsweise die Gehörgänge und die Ohrmuscheln und so weiter, geformt sind. Das ist Natur. Und die Kopfhörer wechselwirken ja mit diesen Gegebenheiten. Und dadurch klingt ein Kopfhörer bei drei Leuten eben drei Mal ein bisschen unterschiedlich. Das heißt, selbst wenn jetzt mein Kumpel den ganz toll findet, würde ich trotzdem versuchen, den mir vorher noch einmal selber anzuhören.

Gibt es ansonsten noch irgendwelche Geheimtipps, die sie geben würden? Worauf sollte man beim Kauf unbedingt achten?

Ich würde mich nicht primär vom Preis leiten lassen, weil, gerade bei Kopfhörern haben wir festgestellt, dass es tatsächlich auch relativ preiswerte, sehr gute Hörer gibt und auch teure, die bestimmt vielen Leuten gar nicht gefallen. Und die Optik spielt natürlich eine riesen Rolle mittlerweile bei einem Kopfhörer-Kauf. Aber auch die Optik sagt natürlich nichts über den Klang. Ich würde halt gucken: der einzige Weg, von vornherein eine gewisse Vorauswahl zu treffen, ist, wenn man sich halt Tests anguckt, wie wir sie beispielsweise auch machen. Aber selbst dann würde ich versuchen, mir erst eine engere Auswahl rauszuschreiben, also nicht genau mich auf einen kaprizieren. Sondern vielleicht drei oder vier und die dann tatsächlich selber noch einmal anhören.

Kopfhörer können viel Spaß bringen und so manche Situation erträglich machen. Worauf man beim Kaufen achten sollte und wie man den richtigen Kopfhörer für sich findet, das hat uns Bernhard Rietschel erklärt. Der Chefredakteur des Fachmagazins „Audio“. Vielen Dank Herr Rietschel!

 

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