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Unauffällige Typen, auffällige Musik: alt-J. Foto: Gabriel Green
Unauffällige Typen, auffällige Musik: alt-J. Foto: Gabriel Green

Album der Woche: alt-J – This Is All Yours

Auf nach Nara!

Mit „An Awesome Wave“ führten alt-J 2012 so ziemlich alle Jahresbestenlisten an und räumten den renommierten Mercury Prize ab. Ob sie die Musikwelt mit ihrem neuen Album „This Is All Yours“ genauso verzücken können, wie mit ihrem Debüt?

Die angesagteste Band des Moments zu sein, ist bekanntlich ein zweischneidiges Schwert. Das wissen alt-J nur zu gut. Die Band aus Leeds hatte 2012 mit ihrer aufregenden Mischung aus Folk-Versen, Synthie-Flächen und HipHop-Rhytmen jeden überzeugt. Im Gegensatz zu ihrer Musik fallen die Bandmitglieder nicht weiter auf. Auf der Straße würde man sie wohl für Informatikstudenten halten. Deshalb wurden sie in ihrer Heimat England von der Presse als zu normal und langweilig bezeichnet. Markige Sprüche und heftige Schlammschlachten im Stile der Gallagher-Brüder sind in der Tat nicht ihr Stil. alt-J lassen eben lieber ihre Musik sprechen.

Thom Green, übernehmen Sie!

Zum Glück haben sich alt-J von diesen Schmähungen nicht zu sehr beeindrucken lassen und weiter ihr Ding gemacht. Einfach war das allerdings nicht, denn Gründungsmitglied und Bassist Gwil Sainsbury verließ die Band überraschend Anfang des Jahres. Für die Aufnahmen zum zweiten Album This Is All Yours musste deshalb vor allem Drummer Thom Green lernen, mit Musiksoftware umzugehen, erzählt er.

Bei „Hunger Of The Pine“ und „Bloodflood Pt.2“ habe ich das Schlagzeug programmiert und wir haben Samples benutzt. Das war der größte Unterschied zum ersten Album. Ich musste lernen, wie man die Software programmiert. So konnte ich die Songs mit schreiben. Wir sind ja sehr offen für Experimente und das hat einfach gut funktioniert und sich super in den Songschreibe-Prozess eingefügt.

Miley Cyrus und eine Stadt in Japan

Außerdem haben alt-J bei Hunger Of The Pine ein Sample aus einem Miley Cyrus Song verwendet. Das alles begann auf Twitter, erzählt Sänger Joe Newman.

Das alles begann damit, dass Thom Miley Cyrus auf Twitter gefragt hat ob er einen Remix ihres Songs „4×4“ machen dürfte. Sie meinte darauf „Ja, gerne.“. Den hat er uns im Studio vorgespielt und er klang super. Thom und ich haben dann eines Abends zusammen einen Song geschrieben, der in Tempo und Tonart seinem Remix sehr ähnlich war. Dazu hat die Zeile „I’m a female rebel“ aus ihrem Song super gepasst. Wir haben mit ihr gesprochen und sie war einverstanden.

Auf This Is All Yours nehmen uns alt-J mit nach Nara. Nara ist eine Stadt in Japan, die früher das Zentrum des Buddhismus des Landes war. Heute ist Nara vor allem dafür bekannt, dass Rotwild dort als heilig angesehen wird und die Tiere frei in den Straßen herumwandern. Das hat die Musiker so fasziniert, dass sie gleich drei Stücke über Nara geschrieben haben, sagt Keyboarder Gus Unger-Hamilton.

Wir waren noch nie in Nara, aber wie haben schon viel davon gehört. Rehe sind dort heilig. Sie laufen frei herum und man darf sie nicht jagen. Wenn sie über die Straße gehen, halten die Autos an. In dem Song „Nara“ geht es darum, dass Menschen andere Menschen so leben lassen sollen, wie sie möchten und keine Vorschriften machen sollen. Auf eine gewisse Art ist das Leben eines Rehs in Nara ideal, weil sie frei sind keiner ihnen sagt, was sie tun sollen.

Eigentümlich wiedererkennbar

Neben einem Miley Cyrus Sample findet man auf This Is All Yours auch einen Song, der wie ein Kinderlied klingt, ein Flöteninstrumental und eine ironisch-klischeehafte, bluesige Nummer. alt-J kommen scheinbar mit allem durch. Das wirkt mitunter etwas ziellos, ist aber spannend. Der Sound von alt-J auf This Is All Yours bleibt eigentümlich, aber gerade deshalb auch leicht wiedererkennbar. Und ob die Menschen dahinter nun optisch eher einem Informatikstudenten oder einem Ryan Gossling ähneln ist, ehm naja, fast egal.

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