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Album der Woche: Boots Electric – Honkey Kong

Jesse Hughes steht mit dem Teufel im Bunde. Das jedenfalls behauptet er selbst und auch einer seiner vielen Spitznamen lautet The Devil. Ein anderer, etwas glamouröserer, ist Boots Electric. Unter diesem Namen hat der Amerikaner sein erstes Soloalbum veröffentlicht.

Jesse Hughes ist Schnauzbartträger, Republikaner und Tattoo-Fan. Aber vor allem ist er ein Rocker wie er im Buche steht. Seit 13 Jahren ist Hughes der Frontmann der Eagles of Death Metal. Genug Zeit um sich bei seinem besten Freund und Bandkollegen Josh Homme einige Tricks abzuschauen. Dass er ein guter Schüler gewesen ist, beweist der 38-Jährige nun auf seinem ersten Soloalbum Honkey Kong.

Josh brachte mich zu den Eagles. Es gibt viele Taschenspieler, aber wenige Zauberer. Ich hatte das Glück, der Zauberlehrling unter einer Riege wahrer Magier zu sein.

Mit Boots Electric hat sich Hughes einerseits von seinem Freund und Vorbild Josh Homme emanzipiert, andererseits ging es auch nicht ohne dessen Okay. Hommes Frau, die ehemalige Distillers Sängerin Brody Dalle, singt zudem beim Boots Electric Theme mit.

Überhaupt hat Hughes jede Menge Freunde mitgebracht, die ihn bei seinem Projekt unterstützen. Der wichtigste neben ihm selbst war sein Co-Autor und kongenialer Komplize Money Mark. Bekannt ist dieser vor allem als Keyboarder der Beastie Boys. Mark forderte Jesse Hughes musikalisch heraus, ließ ihn Gesangsparts am Stück einsingen, wo sonst der Computer zum Einsatz kam. Er sorgte dafür, dass die Musik auf Honkey Kong einem nicht ins Gesicht schlägt, sondern Räume schafft, in die man sich hinbegeben kann.

„Check Your Head“ ist eine meiner Lieblingsplatten. Die hat Soul, Groove, Rap, Raprock, Punk – alles greift ineinander, auf einem Album.

Money Marks Keyboardsounds und Synthesizergeklimper hört man auf Honkey Kong an allen Ecken. Darüber hinaus bedient sich Jesse aus den unterschiedlichsten Genres: Es gibt einen Gospelsong, eine Countrynummer und ganz viel Disco.

Kein Wunder, denn mit dieser Platte wolle er seine George-Clinton-Besessenheit ausleben, sagt der Sänger. Die Vorliebe für Parliament und George Clinton nahm eines Nachts ihren Anfang, als der kleine Jesse durch den Lärm einer Wohnzimmerparty seiner Eltern aufwachte und schließlich auf den Füßen seiner Mutter durch die Wohnung tanzte.

Mein Vater war in einer Rock’n’Roll-Band. Da wurde immer viel gefeiert. Meine Mutter legte eines nachts Parliaments „Mothership Connection“ auf. Davon bin ich aufgewacht. Am Ende tanzte ich auf ihren Füßen durch die Wohnung. So fing alles an.

Der Sound von Boots Electric unterscheidet sich deutlich von dem der Eagles of Death Metal. Stromgitarrenbretter setzt Hughes vergleichsweise sparsam ein. Seine Attitüde hat sich jedoch nicht geändert, er ist immer noch ein Hedonist und Clown, der sich selbst nicht so ernst nimmt.


In Interviews redet er viel über Sex und lässt keine Möglichkeit aus, einen dreckigen Witz zumachen. Das Ziel dieser Platte ist folgerichtig auch, flachgelegt zu werden. Hughes beschränkt sich in seinen Texten glücklicherweise nicht darauf, seine Hörer zum Geschlechtsverkehr aufzufordern. Der Albumopener Complexity ist eine Ermahnung an ihn selbst, nicht alles unnötig kompliziert zu machen. Außerdem entschuldigt er sich bei seiner Freundin und singt ihr eine Liebeserklärung.

Auch wenn auf Honkey Kong nicht jedes Genre-Experiment so richtig gelingt und sich so mancher wohl schnell den geradlinigen Sound der Eagles zurückwünscht, lässt sich mit Boots Electric doch eine unterhaltsame halbe Stunde zubringen. Und live wird sich Jesse Hughes sicher nicht lumpen lassen und Prince-imitierende Roboter, echte Außerirdische oder zumindest den Teufel persönlich auf die Bühne zu holen. Das wird ein Riesenspaß!

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