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Mouse On Mars: Paradoxe Eleganz

Elektronische Musik der Marke Modeselektor und Digitalism bringt weltweit Tanzflächen zum Überkochen. Während der Nachwuchs abräumt, liegen auch die alten Hasen der Szene nicht auf der faulen Haut. Mouse On Mars veröffentlichen mit „Parastrophics“ ihr elftes Werk in Albumlänge. Wir haben die Band getroffen.

Man stelle sich vor, es gäbe eine Weltmeisterschaft der elektronischen Musik und DJ-Squads aller Länder würden sich mit Kicks und Beats duellieren. Die Elektro-Pioniere von Mouse on Mars hätten wohl seit knapp zwanzig Jahren ihren Stammplatz in unserem Team sicher. Auch wenn sie damit die Schmerzgrenze von Sportlerkarrieren bereits überschritten haben, zur Ruhe haben sich Jan Werner und Andi Toma noch nicht gesetzt. Nach sechs Jahren Albumabstinenz melden sich Mouse On Mars mit ihrem neuen Werk „Parastrophics“ fulminant zurück.

Wir waren ja nicht unaktiv: Wir haben ein Orchesterstück geschrieben. Wir haben an unserer eigenen Musiksoftware gearbeitet. Wir waren sehr viel auf Tour in Ländern, in denen wir noch nie vorher waren. Wir haben auch neue Stücke gemacht, sind mit dem Studio umgezogen nach Berlin. Es war unglaublich viel los eigentlich in der Zeit.

Wir haben aber wahnsinnig viel Material produziert in der Zeit, teilweise für das Orchesterstück. Wir haben auch für ein Hörspiel Musik gemacht. Wir haben eigentlich viel produziert, aber nicht auf ein Album hin. Die Konzentration, so etwas zu machen, kam erst, als wir Charlie und Gernot getroffen haben.

Charlie und Gernot sind die beiden Köpfe von Modeselektor, die Mouse On Mars auf ihr Label Monkeytown und nach Berlin gelotst haben. Nicht alle Songideen, die sich in den sechs Jahren angehäuft haben, sind dabei mit umgezogen. Die Jungs von Modeselektor haben nämlich auch beim Ausmisten der Musikkiste tatkräftig mitgeholfen. Einmal angekommen in der heimlichen Welthauptstadt elektronischer Musik, ging die Arbeit am Album schnell voran. Galt es doch, die vielen Fragmente in einer konzentrierten Aktion zu einem guten Dutzend Songs zusammenzusetzen.

Wir wollten jetzt eigentlich ein Album machen, was ein bisschen diese ganze Zeit repräsentiert, in der wir uns die letzten Jahre befanden. Der Albumtitel „Parastrophics“ klärt das auch ein bisschen, dass es im Grunde Parallelgeschichten sind. Es sind Stücke, die sich auf verschiedenen Zeitebenen entwickeln, wieder aufeinander zulaufen. Manches ist in sich klein und kurz und abgeschlossen und manches spannt einen größeren Bogen.

Auf der Platte laufen viele Ideen und Klangvorstellungen der letzten Jahre ineinander. Entsprechend vielschichtig ist der Sound. Allen Tracks ist gemein, dass sie keine Ehrfurcht vor unseren Hörgewohnheiten haben. Auch auf diesem Album zerschreddern Mouse on Mars wieder alles, was sie in die Hände kriegen und schleusen es durch unzählige Filterarchitekturen.


Was dabei herauskommt, ist zwar nicht mehr ganz so raubeinig, wie noch auf dem Vorgängeralbum. Dennoch, die akustische Tapete für ein gemütliches Kaffeekränzchen wird auch dieses Album eher nicht werden. Dafür lauern viel zu viele Überraschungen in jedem Song. In „Imatch“ z.B. knarzen Analog-Rhythmen zu eigentlich viel zu kitschigen Synthies in Super-Mario-Umgebung.

Im Grunde versuchen wir das schon immer, paradoxe Bewegungen trotzdem in einem eleganten Fluss zu integrieren. Sodass das Ganze organisch und selbstverständlich daher kommt, aber zum Teil eben Elemente beinhaltet, die sich in der Musik normalerweise gegenüberstehen und überhaupt nicht zusammengehören. Manchmal muss man auch Elemente mit reinnehmen, die man selber gar nicht so wahnsinnig schätzt. Aber die braucht man auch wieder, um diese Spannung herzustellen.

Diese Synthese ist Mouse On Mars mit ihrem wohl ausbalanciertesten Album gelungen. „Parastrophics“ zielt nicht nur auf die Zwölf. Es ist verspielt, aber nicht zügellos; tanzbar, aber trotzdem komplex. Ein Album, das die Kraft der Gegensätze einfängt und in Bewegungsenergie umformt. Still sitzen kann man bei dieser Platte nicht. Und dass das auch in Zukunft so bleiben wird, versprechen uns Mouse on Mars schon jetzt.

Es gibt Dinge, die noch offen sind. Also wir müssen unser Symphonie-Stück unbedingt aufnehmen. Wir müssen immer noch eine klare Clubplatte machen, die wirklich ganz beatorientiert, furztrocken ist. Wir müssen auch eine Platte machen, die rein mit dieser Software gemacht ist, an der wir jetzt lange gearbeitet haben. Und wir haben noch einige Popstücke, die sehr gesangsbasiert sind. Es sind also noch fünf Platten, die wir auf jeden Fall noch machen müssen, aber wir haben halt jetzt erstmal die gemacht.

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