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Flüchtlinge, Helfer und Diplomaten bei der Enthüllung einer Gedenktafel vor der ehemaligen BRD-Botschaft in Warschau. Darunter der damalige Botschafter Johannes Spieß (links), Staatssekretär Jürgen Sudhoff (2.v.l.) und DDR-Flüchtling Cornelia Eggert (2.v.r.). Foto: Alexander Hertel
Flüchtlinge, Helfer und Diplomaten bei der Enthüllung einer Gedenktafel vor der ehemaligen BRD-Botschaft in Warschau. Darunter der damalige Botschafter Johannes Spieß (links), Staatssekretär Jürgen Sudhoff (2.v.l.) und DDR-Flüchtling Cornelia Eggert (2.v.r.). Foto: Alexander Hertel

25 Jahre Botschaftsflucht

Die fast vergessene Geschichte der Warschauer Botschaftsflüchtlinge

Vor 25 Jahren verkündete Genscher auf dem Prager Botschaftsbalkon die Ausreise von 6.000 DDR-Flüchtlingen. Dass genauso viele auch in der Warschauer Vertretung ausreisen durften, weiß jedoch kaum einer.

Die Vergessenen von Warschau

„Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise…“ – Der Rest ging im Jubel unter, als der Deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher am Abend des 30. September 1989 auf dem Balkon der BRD-Botschaft in Prag verkündete, dass alle DDR-Bürger, die seit Wochen dort ausharrten nach Westdeutschland ausreisen durfte. Etwa 600 Kilometer nordöstlich von Prag, in Warschau erklärte sein Staatssekretär Jürgen Sudhoff an diesem Abend dasselbe. Denn auch in der polnischen Hauptstadt suchten circa 6.000 Menschen in diesem Spätsommer  in der BRD-Botschaft Zuflucht.

Flüchtlingsmassen in Notunterkünften

Bereits Anfang August waren die ersten DDR-Bürger in der Warschauer Botschaft vorstellig geworden. Schnell folgten hunderte Landsleute und brachten den Botschaftsbetrieb zum Erliegen. Mithilfe des Polnischen und des Deutschen Roten Kreuzes wurden die Flüchtlinge in provisorischen Notunterkünften untergebracht und versorgt. Ende September waren es 28 Plätze, in denen 6.000 Menschen lebten und auf ihre Ausreise warteten.

Betonköpfe und Revolutionäre

So verhandelte in den letzten Septembertagen eine Delegation des Außenministeriums fieberhaft mit den Regierungen der beiden Länder. Doch während Chefunterhändler Jürgen Sudhoff in Prag auf „Betonköpfe“ traf, die den Sturz des eigenen Regimes befürchteten, erkannten die Polen die historische Gelegenheit. Im Juni hatte das Land als erster Staat des Ostblocks ein demokratisches Parlament gewählt. Vorausgegangen waren fast 10 Jahre revolutionärer Entwicklungen in Polen: die Gründung der ersten freien Gewerkschaft „Solidarnosc“ 1980, der Kriegszustand 1981/82 und ein runder Tisch, der der Demokariserung im Jahre 1989 vorausging und Vorbild für den runden Tisch in der DDR war.

Sonderzug in die Ungewissheit

So war es auch Polens Inititative, die dafür sorgte, dass Genscher mit der sowjetischen Führung die Ausreise aller 12.000 Flüchtlinge aus den Botschaften in Prag und Warschau aushandeln konnte. Bereits in der Nacht von 30. September auf den 1. Oktober 1989 fuhren die ersten versiegelten Sonderzüge in den Westen. Die DDR-Führung versuchte zwar, dies soweit wie möglich zu vertuschen, doch am Morgen standen bereits zehntausende DDR-Bürger an den Gleisen. Am Vormittag erreichten mehrere hundert DDR-Bürger die BRD. Viele Flüchtlinge sollten noch folgen bis wenige Wochen später die Mauer fiel. Und so wurde der 30. September 1989 zu einem der Wendepunkt auf dem Weg zur Friedlichen Revolution.

Alexander Hertel traf in Warschau ehemalige Flüchtlinge, Helfer und Diplomaten. Ihre Geschichte hören Sie hier:

Die DDR-Flüchtlinge von Warschau 10:56

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