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Album der Woche: Yeasayer – Fragrant World

Mit ihrem 2010er Album „Odd Blood“ haben es Yeasayer in so manche Jahres-Bestenliste geschafft. Die Erwartungen an den neuen Longplayer könnten also kaum höher sein. Ob Yeasayer damit ein ähnliches Kunstwerk wie 2010 gelungen ist, kann man ab kommenden Freitag selbst beurteilen. Dann erscheint ihr mittlerweile drittes Album „Fragrant World”.

Album der Woche: Yeasayer – Fragrant World 05:41

Die Gitarren sind verstummt. Synthesizer und Drum-Computer machen sich breit. Chris Keating, Ira Wolf-Tuton und Anand Wilder von der Band Yeasayer legen sich ungern fest. Auf ihrem neuen Album Fragrant World entfernen sie sich deutlich vom Sound des Vorgängers. Ihr selbstproduziertes Drittwerk schreckt nicht einmal vor R’n’B-Elementen zurück, sagt Ira Wolf-Tuton.

Bei der Produktion haben wir uns stilistisch nicht festgelegt. Wir wollten vielschichtig sein. Wir haben viel R’n B Elemente integriert. Aber das ist ein weitumfassender Begriff, der von überall her kommen kann. Wir haben mit vielen neuen Werkzeugen und Techniken rumexperimentiert und haben während der Produktion versucht, zukunftsorientiert zu denken.

Stilistisch ungebunden, experimentierfreudig und zukunftsorientiert – so klingt die neue Yeasayer-Scheibe. Fragrant World schlägt eine Brücke zwischen den 80ern und der Zukunft. Eine Verschmelzung aus mindestens drei Jahrzehnten Musik. Das Album bewegt sich irgendwo zwischen Electro-Pop, Funk und R’n B. Und auch psychedelische Elemente kommen nicht zu kurz, meint Anand Wilder:

Wenn man von psychedelischer Musik spricht, dann redet man über Musik mit hohem Informationsgehalt, Musik mit Textur und einer Vielzahl kaum von einander zu unterscheidender Klänge. Betrachtet man die Eigenschaften psychedelischer Musik oder Musik, die die Psyche auf eine sinnestäuschende Art und Weise reizt, dann sind wir definitiv psychedelisch.

Im Vorgänger Odd Blood ließen sich Yeasayer noch von der Dancemusik der frühen 90er beeinflussen.Für das Klanggerüst ihrer Songs auf Fragrant World setzen sie vemehrt Computer-Sounds und softwarebasierte Synthesizer ein.

Wir verwenden jetzt viel mehr computerbasierte Plug-Ins als Grundlage für unsere Stücke. Ganze Songs bestehen aus kurzen, zusammenhängenden Tonfolgen, die einem softwarebasierten Synthesizer entstammen. Dieses Computerprogramm ersetzt den eigentlichen Synthesizer. Dadurch gestaltet sich der Umgang mit den Kompositionen anspruchsvoller und zugleich eleganter.

Die Vorab-Single Henrietta ist das Herzstück des neuen Albums. Der Track richtet sich an die bereits lang verstorbene Krebspatientin Henrietta Lacks, die in die Medizingeschichte einging. Ihr entnahm man die sogenannten HeLa-Zellen, aus denen auch ein Impfstoff gegen Kinderlähmung entwickelt wurde. Während ihre Hinterbliebenen von diesem Erfolg nichts hatten, führen massenweise HeLa-Zellen in unzähligen Laboren weltweit ein sonderbares Eigenleben. „We can live on forever” heißt es im Refrain von Henrietta.


Ein Stück glänzender Electro-Pop ist Yeasayer auch mit dem Stück Blue Paper gelungen. Vergleiche zu Hot Chip sind hier durchaus berechtigt. Die hohe Affinität zum Einsatz von Effekten fällt besonders im Stück Longevity auf. Hier erhält Chris Keatings Stimme durch zahlreiche Effektüberlagerungen einen völlig neuen, gerade zu jenseitigen Glanz. Yeasayers Drittwerk kann man wohlgetrost als detailverliebtes Album bezeichnen, das aus dem Vollen schöpft. Dem kann auch Anand Wilder nicht widersprechen.

Wir sind alles andere als minimalistisch. Wir versuchen, die Dinge einfach zu halten, letzten Endes fügen wir aber doch immer Sachen hinzu. Unser Ziel ist es, bei Songs so viele Extras wie möglich einzubauen. Das Schöne bei der heutigen Aufnahme-Technologie ist, das man sich nicht sofort festlegen muss und flexibel ist. Man kann am Ende immer sagen “Ok, warte…lass uns das Element komplett rausnehmen”. Das eröffnet neue Möglichkeiten und lässt den Song komplett neu klingen.

Neu und anders klingen, der Zeit einen Schritt voraus – das haben sich Yeasayer auf die Fahne geschrieben und mit Fragrant World ist ihnen das auch gut gelungen. Auch wenn das Album zum Ende hin etwas nachlässt, wird es Fragrant World definitiv wieder in die ein oder andere Jahres-Bestenliste schaffen.


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