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Fortschritt | Joyn – Der Nachfolger der SMS soll auch WhatsApp Konkurrenz machen

Sie heißen iMessage, WhatsApp, Skype, Facetime oder Facebook Messenger: und können unendlich viel mehr, als eine SMS. Mit „Joyn“ wollen die Provider jetzt nachziehen. Was kann der neue Dienst?

Wer ein Smartphone besitzt, tut eines immer seltener: für eine SMS bezahlen. Der Grund: Nachrichtendienste wie WhatsApp, Skype oder der Facebook Messenger können auch Nachrichten versenden. Und auch Bilder. Und auch Musik. Und auch Video. Man kann damit auch chatten.

Doch nachdem WhatsApp wegen diverser Sicherheitslücken immer negativer in die Schlagzeilen geraten ist, überlegen auch immer mehr Kunden, nach der einjährigen Gratis-Phase eben nicht für WhatsApp zu bezahlen – sondern den Dienst zu verlassen.

Wie auch immer: klar ist: die SMS mit ihren 160 Zeichen reinem Text ist heute nicht mehr zeitgemäß. Und die Mobilfunkbetreiber hatten lange nichts, was sie WhatsApp und Co. entgegensetzen konnten.

Das soll sich jetzt ändern. Nach Vodafone führt heute auch die Telekom den offiziellen SMS-Nachfolger ein. „Joyn“ heißt der – und wir stellen ihn heute im Fortschritt vor.

Fortschritt – Der SMS-Nachfolger Joyn 04:31

 


 

Der Beitrag zum mitlesen

Friedhelm Hillebrand hat die SMS mit erfunden. Und einen Satz hörte er damals, vor 20 Jahren, regelmäßig:

Warum soll ich denn mit der komischen Tastatur ’ne Nachricht generieren, wenn ich den Kerl auch anrufen kann.

160 Zeichen, schnell und sicher, und läuft auf allen Mobilfunkgeräten. Die SMS war gut. Doch auf modernen Telefonen klingt es immer öfter so:

In Zeiten, wo man per Skype mit Video telefoniert, per WhatsApp unbegrenzt Nachrichten versenden kann, Facebook wie ein E-Mail-Programm funktioniert und all das in „iMessage“ auch auf jedem iPhone vorinstalliert ist, ist eine Textnachricht mit 160 Zeichen nicht mehr zeitgemäß.

Es wird also Zeit für den Nachfolger – und der soll „Joyn“ sein. Bernd Theiss, Redakteur beim Telekommunikations-Magazin Connect, sieht dafür durchaus Chancen:

Ich denke, das wird ein ähnlicher Service werden. Er hat den Vorteil, dass er halt einen netzübergreifenden, Netzbetreiber-übergreifenden Standard darstellt. Das heißt, die Chancen stehen gut, dass er bald wie SMS von jedem Netzbetreiber auf jedem Endgerät angeboten wird.

Was soll Joyn alles können?

Zuerst natürlich: Textnachrichten. Die Länge ist fast egal. Und wer chatten will: die Nachrichten laufen in Echtzeit. Auch Dateien, Bilder oder Musik versenden kann Joyn.

Wenn mein Gesprächspartner ebenfalls Joyn nutzt, und die Verbindung schnell genug ist, kann außerdem ein Video-Bild dazugeschalten werden.

Was kostet Joyn?

Die Telekom hat angekündigt, Joyn bis Oktober für alle Telekom-Kunden kostenlos anzubieten. Ob Joyn danach Kosten verursacht, hängt vom Tarif ab:

Joyn verbraucht Daten und Joyn verbraucht SMS, wenn man sie sendet. Folglich ist der Dienst nur dann kostenlos, wenn für SMS-Versand und Datennutzung eine Flatrate abgeschlossen wurde.

Wer das nicht hat, bezahlt bei der Telekom pro versendeter Nachricht und bei Vodafone pro verbrauchtem Megabyte. Das kann teuer werden.

Auch das Zuschalten der Kamera beim Telefonieren ist nicht umsonst: wenn sie nicht durch eine Flatrate abgedeckt sind, kosten Video-Telefonate das Doppelte eines normalen Gesprächs – entweder in Geld, oder in Freiminuten.

Die Datenmenge, die über Joyn verbraucht wird, soll übrigens nicht vom ungedrosselten Datenvolumen meines Tarifs abgezogen werden.

Wer kann Joyn benutzen?

Der Vorteil von Joyn: er ist ein sog. „Industriestandard“. Die großen Netzbetreiber und zehn Handyhersteller weltweit saßen mit am Tisch. In Deutschland können bereits diejenigen Kunden den Dienst nutzen, die bei Vodafone sind. Die Telekom startet jetzt damit. O2 dürfte bald nachziehen. Nur E-Plus will erstmal beobachten, ob das Ganze ein Erfolg wird.

Bald wird Joyn auf den Geräten vorinstalliert sein. Bis dahin wird es den Dienst per App zum Download geben.

Und wie gut ist Joyn?

Joyn bringt viele Funktionen, die man von WhatsApp, Skype oder iMessage gewohnt ist. Man kann als Nutzer seinen Aufenthaltsort anzeigen lassen. Man sieht, wann das Gegenüber tippt oder eine Nachricht gelesen hat. Nachrichten und Dateien werden in der Cloud, also auf Servern gespeichert – und nicht nur auf dem Gerät. Dennoch soll Joyn deutlich sicherer sein, als zum Beispiel WhatsApp. Dass alle Kontakte des eigenen Telefonbuchs auf fremde Server geladen haben oder diverse Sicherheitslücken auftauchen, soll es hier nicht geben.

Klar ist aber auch: all das können WhatsApp, Skype, Facebook Messenger oder iMessage auch.

Aber ein Service, der im Prinzip auf jedem Mobiltelefon geboten wird und der mich mit jedem anderen in Verbindung setzt – und das wird in ein bis zwei Jahren der Fall sein – ist natürlich was anderes, als ein Service, den ich nur nutze, wenn ich mich aktiv dafür entscheide. Also die ganzen Leute, die heute WhatsApp nicht benutzen, werden unter Umständen Joyn dann benutzen, weil es einfach auf dem Telefon drauf ist – und weil sie alle anderen damit erreichen können. (Bernd Theiss von Connect)

Ob Joyn die SMS nun tatsächlich ablöst, wird sich vermutlich in rund zwei Jahren zeigen. Bis dahin heißt es: den eigenen Tarif genau anschauen. Denn ein reiner Gratis-Dienst wird Joyn nicht sein.

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