Netzhelden | A4Waist-Challenge – aus Körperkult wird Körperwahn

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Fast monatlich werden auf Social-Media-Plattformen neue Schönheitstrends gesetzt. Nach Thigh Gap, Schlüsselbein-Challenge oder auch der Bikinibrücke wird auf einmal das DIN A4-Blatt zum neuen Maß für Fitness und Schönheit. Über den gefährlichen Body-Kult im Netz.

„A4Waist“ scheint die neue Antwort auf die Frage zu sein, wer den dünnsten und somit attraktivsten Body im Social-Media-Land hat. Waage und Messband haben online längst ihren Status als Maß der Dinge abgegeben. Mit immer unkonventionelleren Methoden wie Münzen oder neuerdings auch einem A4-Blatt wird der Körperwahn zelebriert.

A4Waist: China im „waist war“

Momentan sind 21 cm die am meisten diskutierte Zahl im Internet. Mit der A4Waist-Challenge soll gezeigt werden, wie schmal eine Taille sein kann. Gewinner der Body-Challenge ist, wessen Taille hinter einem weißen Blatt verschwindet.

This is the new online challege in Asia, especially among local #celebrities. Do you have an “A4” waist? (Photos: SinaWeibo) #sizematters #sizes #size0 #a4waist #a4waistchallenge #levelasian #asn #asnonline

Ein von ASN Online (@asn_online) gepostetes Foto am

Körperwahn im Internet hat besonders durch Social-Media-Plattformen eine erhebliche Prägnanz bekommen. Ähnlich wie die Schlüsselbein- oder Bellybutton-Challenge sind diese Trends über das chinesische Twitter „Weibo“ in die internationalen Medien gelangt. Mit immer absurderen Maßstäben dringt der in China momentan sehr stark diskutierte Schönheitswahn in die Welt. Auch die Schönheitsindustrie in China boomt momentan. Allein letztes Jahr soll die Branche einen Umsatz von umgerechnet 90 Milliarden Euro gemacht haben.

Körperwahn wird zu Magerwahn

User im Netz setzen sich immer wieder neue Maßstäbe in Sachen Schönheit. Mit Trends wie der Oberschenkellücke Thigh-Gap oder der darauffolgenden Bikinilücke sind das allerdings Vorraussetzungen, die schon anatomisch nicht jeder Körper erfüllen kann. Besonders junge Frauen entwickeln aus diesen Body-Challenges oft ein gefährliches Selbstkörperbild, welches auch zu Essstörungen führen kann.

Es hat einfach etwas mit dieser Selbstinszenierung und auch -optimierung zu tun. Durch dieses obsessive Selfiemachen und Sich-Darstellen, was viel über Körperlichkeit funktioniert, wird aber auch immer mehr ein Körperideal notwendig und attraktiv. Da wird dann ein Wettbewerb draus. – Josefine Schummeck, ze.tt

Social Media ist ein Sammelbecken für die sogenannte „Thinspiration“ geworden. Dabei ist der Gedanke, Menschen durch öffentliche Herausforderungen zu motivieren, nicht durchweg schlecht. Doch oft sind die Ziele solcher Body-Challenges so unrealistisch, dass besonders junge Menschen davon negativ beeinflusst werden.

Wie wir mit dem Körperkult, der auf den Social-Media-Plattformen gehyped wird, umgehen können, hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit ze.tt-Redakteurin Josefine Schummeck diskutiert.

Ich war umso überraschter, dass ich ziemlich schnell Bilder gefunden habe, auf denen sich Frauen gegen den Hashtag wehren. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen.Josefine Schummeck 

Redaktion: Johanna Siegemund

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