Algorithmen im Alltag

Leben in der Datensphäre

Welches Hotel wir buchen, welche Produkte wir kaufen oder wen wir daten – das entscheiden wir selbst, oder? Bedingt. Hotel- oder Flug-Webseiten arbeiten mittlerweile mit Algorithmen, die Preise und Angebote auf jede Person maßschneidern.

Sag mir, wer du bist, und ich sag dir, wie viel du zahlst

In manchen Supermärkten gibt es sie schon: elektronische Preisschilder. Mit einem sogenannten E-Ink-Display können Preise zentral und innerhalb von Sekunden geändert werden. Das soll zuerst einmal den Mitarbeitern Arbeit ersparen. Doch die Supermarktbetreiber haben schon weitergedacht: In Zukunft sollen sich die Preise dem Käufer anpassen. Der reiche Manager soll mehr für die Tafel Schokolade zahlen als der arme Student. Möglich wird das mit Algorithmen. Diese erfassen alle Daten, die sie über eine Person haben, und berechnen daraus einen Preis.

Algorithmen formen unsere Realität

Bei Online-Dating-Portalen ist das heute schon so. Die Studentin zahlt nur ein Drittel des Preises, den ein gut verdienender Mann zahlen muss. Nicht nur, weil sie weniger Geld hat, sondern auch, weil sie eine Frau ist. Das Dating-Portal will so nämlich den Frauenanteil erhöhen. Noch ein letztes Beispiel: Facebook. Als der Film über die Hip-Hop-Crew N.W.A „Straight Outta Compton“ auf Facebook beworben wurde, bekamen nicht alle den gleichen Trailer zu sehen. Nutzern, von denen Facebook gedacht hat, dass sie Afro-Amerikaner sind, hat das Netzwerk einen Trailer gezeigt, der den Film als ein Musiker-Biopic vorstellte. Facebook ging davon aus, dass diese Zuschauerschaft schon eher mit Dr. Dre und Ice Cube vertraut sei. Für die hispanischen Nutzer gab es eine Version mit spanischen Zitaten und für andere einen Trailer, der sich weniger auf die Biographien, sondern auf die Action bezog.

Brave New World

Wie sieht also die Zukunft der Algorithmen aus? Bei Webdiensten sind sie schon fester Bestandteil und jetzt kommen sie durch Preisschilder in die reale Welt.

Ich glaube, in Zukunft werden wir regelrecht von einer Algorithmen-Daten-Sphäre umgeben sein. – Stephan Noller, Internet-Unternehmer

Der Datenschutz zur Algorithmen-Kontrolle ist ein Ansatz. Je weniger Daten die Algorithmen haben, desto schlechter funktionieren sie. Aber wie die EU-Cookie-Richtlinie zeigt, sind diese oft eher lästig als sinnvoll.

Wie Algorithmen unseren Alltag bestimmen und was das in Zukunft für uns bedeutet, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit dem Internet-Unternehmer Stephan Noller gesprochen.

Die neuronalen Netze haben einen Qualitätssprung verursacht in der maschinellen Vorhersage, wie man ihn selten sieht in solchen Disziplinen.Stephan Noller 

Redaktion: Christopher van der Meyden

Moderation