Big Data im US-Wahlkampf: Ocean-Methode

Kampf um die Datenhoheit

Psychometrie, Big Data, Ocean-Methode. Was steckt hinter den Konzepten, mit deren Hilfe die US-Wahl angeblich entschieden worden ist? Revolutionäre Wissenschaft oder revolutionäres Marketing?

Big Data – mit diesem Begriff werden Ängste und Hoffnungen verbunden. Zwischen 1987 und 2007 hat sich die weltweite Datenmenge verhundertfacht. Große Datenmengen bedeuten aber nicht automatisch großes Wissen. Entscheidend ist die geschickte Analyse der richtigen Daten.

Big Data + Ocean-Methode = große Macht?

Dem Unternehmen Cambridge Analytica will das gelungen sein. Das Unternehmen hat für den US-Wahlkampf Wähleranalysen erstellt und wirbt nun damit, entscheidend am Wahlsieg Donald Trumps beteiligt gewesen zu sein.

Man muss die Kirche im Dorf lassen. Viel kann man ermitteln, aber diese Algorithmen sind auch nicht perfekt. – Dietmar Janetzko, Professor für Wirtschaftsinformatik

Die Analysten sind nach eigener Aussage wie folgt vorgegangen: Über Persönlichkeitstests in den sozialen Netzwerken haben sie riesige Datensätze generiert. Das Unternehmen gibt an, 230 Millionen Amerikaner erfasst zu haben. Daraufhin wurden die Personen gruppiert. Die Einteilung erfolgte auf Basis der sogenannten Ocean-Methode.

Bei der Ocean-Methode handelt es sich um ein Modell aus der Persönlichkeitspsychologie, das nicht neu oder revolutionär ist. Anhand von fünf Merkmalen hat Cambridge Analytica die US-Wählerschaft in Gruppen eingeteilt. Auf Basis dieser Einteilung wurden kleine Wählergruppen mit individualisierten Nachrichten versorgt.

Ihr persönlicher Wahlkämpfer

Auch dieses Vorgehen ist nicht neu. Schon seit einiger Zeit wird Mikrotargeting in allen Bereichen des Marketings eingesetzt  bereits im US-Wahlkampf 2008 ist es zum Einsatz gekommen. Einzelne Wählergruppen gezielt ansprechen zu können, ist für die Politik extrem reizvoll, birgt aber auch Risiken.

Simon Hegelich, Professor für Political Data Science, warnt vor der Individualisierung zukünftiger Wahlkämpfe. Damit ist gemeint, dass Politiker sich mit unterschiedlichen und womöglich auch widersprüchlichen Haltungen an unterschiedliche Wählergruppen richten. Es wäre dann nicht länger ersichtlich, wofür die Politiker eigentlich stehen.

Eine Demokratie, aber kein Konsens. Wähler bekommen die Nachrichten geliefert, die sie in ihrem eigenen Weltbild bestätigen. Die Partei mit den intelligenteren Algorithmen gewinnt die Wahl.  Das klingt für viele unheimlich.

2017 wird in Deutschland gewählt. Wie groß wird der Einfluss von Big Data und Mikrotargeting sein? Und sind die Analysten wirklich so gut, wie sie behaupten? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Marie Landes mit Dietmar Janetzko gesprochen. Er ist Psychologe und Professor für Wirtschaftsinformatik an der Cologne Business School.

Die sind zum Teil Werbetreibende in eigener Sache.Dietmar Janetzko 

Redaktion: Luis Hautzinger

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