Diskussion um das sogenannte „Darknet“

Die helle Seite des dunklen Netzes

Im sog. „Darknet“ tummeln sie sich alle: Kriminelle, Terroristen, Pädophile und Junkies! Stimmt nicht, sagen zum Beispiel die Experten von netzpolitik.org: Die Anonymität kann auch schützen – zum Beispiel Menschenrechtsorganisationen, Whistleblower oder Oppositionelle. Warum die Darknet-Diskussion oft nicht sehr zielführend ist.

Vor rund 14 Jahren ist er erstmals aufgetaucht: der Begriff „Darknet“. US-amerikanische Informatiker haben so den Bereich des Internets getauft, in dem sich vor allem diejenigen tummeln, die anonym bleiben wollen. Dazu nutzen die meisten User „Tor“ ein spezielles Netzwerk, das alle Verbindungsdaten verschlüsseln kann.

Um sich in diesem Teil des Internets bewegen zu können, braucht man Adressen, Hinweise oder Einladungen. Gezahlt wird anonym mit der digitalen Währung Bitcoin. Eine Verbindung zu den persönlichen Daten des Käufers kann so nicht hergestellt werden. Ideale Voraussetzungen also für den Handel mit Kinderpornografie, illegalen Drogen oder Waffen?

Ich kann mir vorstellen, dass das Darknet für kriminelle Wege ähnlich attraktiv ist, wie das reale Leben. – Markus Beckedahl, netzpolitik.org

Wie die Münchner Polizei bekannt gab, hatte auch der Täter des Amoklaufs am Münchner OEZ seine Waffe anonym im Netz gekauft. Dennoch plädiert Markus Beckedahl von netzpolitik.org für eine differenzierte Diskussion und dafür, das anonyme Netzwerk nicht generell zu diskreditieren. Nur weniger als vier Prozent der Seiten hätten nämlich tatsächlich kriminelle Inhalte.

Das Darknet schützt Oppositionelle und Whistleblower

In Ländern mit repressiven Systemen sei die Dunkelheit des Netzes für Oppositionelle oft der einzige Weg, ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und Informationsfreiheit auszuüben, erklärt Beckedahl. Menschenrechtsorganisationen oder Journalisten profitieren ebenso von der Anonymität des Netzes – vor allem um den Schutz ihrer Quellen gewährleisten zu können. Und auch der wohl bekannteste Whistleblower habe diesen Bereich des Internets genutzt:

Edward Snowden hätte niemals Kontakt aufnehmen können, wenn er nicht auf das Darknet zurückgegriffen hätte. – Markus Beckedahl

Durch seine Arbeit für die NSA habe Snowden gewusst, in welchem Ausmaß Daten überwacht werden können, so Beckedahl. Das Tor-Netzwerk habe ihm dazu gedient, verschlüsselte E-Mails zu versenden und seine Identität zu verschleiern.

Warum das Darknet nicht nur für Kriminelle, sondern auch für Menschen mit den besten Absichten hilfreich ist, erklärt Markus Beckedahl im Interview mit detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer. Auch netzpolitik.org nutzt für seine journalistische Arbeit das anonyme Netz.

Für uns bedeutet das Darknet, dass wir unsere Quellen und unsere Recherchen schützen können.Markus Beckedahl Foto: republica, Daniel Seiffert / flickr.com / CC.BY.2.0  

Redaktion: Friederike Rohmann

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