Das Frequenzspektrum wird zu eng. Weil mehr Platz für das mobile Internet gebraucht wird, muss das Fernsehen über Antenne weichen. Dafür geht heute der neue Standard DVB-T2 an den Start. Der soll nicht nur weniger Platz einnehmen, sondern auch mehr Programme in besserer Qualität übermitteln.
Die Sendeanstalten werden nicht müde, die Vorteile des neuen Sendestandards für den Fernsehempfang über Antenne zu betonen: mehr Programme, bessere Qualität, alles in HD. Doch die Umstellung auf DVB-T2 hat auch einen politischen Grund: Auf der Weltfunkkonferenz im letzten Jahr sind die Sendefrequenzen neu zugeteilt worden. Die Mobilfunkanbieter haben nun mehr Platz für die Übertragung von mobilen Daten bekommen, dafür müssen – besonders in Deutschland – die Rundfunkanstalten mit weniger auskommen.
DVB-T2 soll für die Zuschauer den Vorteil bieten, dass sie das Programm in einer höheren Qualität bekommen. Die Fernsehsender können mit der Umstellung mit einem geringeren Frequenzspektrum auskommen.
Am 31.Mai 2016 beginnt in Deutschland der Testbetrieb in Ballungsräumen (siehe Karte unten). Im Testbetrieb kann man – sofern man kompatible Geräte hat – den neuen Standard kostenlos empfangen. Aber auch das alte Antennenfernsehen DVB-T ist erst einmal weiter verfügbar.
Im ersten Quartal 2017 beginnt die Umstellung des Sendebetriebs auf DVB-T2. Das bedeutet, dass der neue Standard nach und nach ausgebaut und damit verbindlich wird. In Gebieten, wo der neue Standard gilt, wird dann auch das alte Antennenfernsehen DVB-T abgestellt. Nur die öffentlich-rechtlichen Sender senden ihre Programme noch für eine Übergangsfrist auf den alten Frequenzen weiter. Bis 2019 soll die Umstellung auf das neue Antennenfernsehen in ganz Deutschland erfolgt sein.
Zurzeit empfangen nur etwa zehn Prozent der Fernsehzuschauer in Deutschland ihr Programm über Antenne. Eine andere Antenne braucht man nicht für den Empfang des neuen HD-Programms, wahrscheinlich aber einen neuen Receiver oder Fernseher.
Das sind aber nicht die einzigen Kosten, die mit der Umstellung verbunden sind. Nach einer Übergangsfrist von drei Monaten sind die privaten Fernsehsender nur noch gegen die Zahlung eines „technischen Entgelts“ verfügbar. Die Höhe wird die Betreiberfirma Media Broadcast festlegen. Wahrscheinlich wird der Preis für den Empfang der privaten Fernsehsender bei etwa fünf Euro im Monat liegen.
Das Angebot mit dem Namen freenet-tv wird eine Monopolstellung im digitalen Antennenfernsehen haben. Nutzer haben keine Alternative. Auch heute zahle man schon für die Bereitstellung der Privatsender in HD, sagt Veit Olischläger vom Projektbüro DVB-T2 im detektor.fm-Interview, das sei also keine Neuerung. Allerdings sei im Gegensatz zum aktuellen Modell ab der Umstellung auf den neuen Standard der kostenlose Empfang der Privatsender in niedrigerer Qualität nicht mehr möglich.
Am 31.Mai beginnt der Testbetrieb für das neue Antennenfernsehen DVB-T2. Was kann der neue Standard und was muss man in Zukunft bei Fernsehern, Antennen und Receivern beachten? detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert hat bei Veit Olischläger vom Projektbüro DVB-T2 nachgefragt. Das Projektbüro soll für das neue Antennenfernsehen werben.
Dass man die Privatsender mit DVB-T2 nicht mehr kostenlos empfangen kann, ist nicht das Ende des Free-TV. Es ist die logische Fortführung der bisherigen Geschäftsmodelle der privaten Rundfunkveranstalter.Veit Olischläger