Forschungsquartett | Die MP3 wird 20: Ihr Erfinder im Interview

„Die Erwartung bestimmt, was ich höre“

Viel Musik auf wenig Speicherplatz: Dank der MP3 haben wir heute unsere liebsten Songs und Alben ständig bei uns. 20 Jahre ist es her, da einigten sich die deutschen Entwickler auf das Kürzel – und begründeten ein Verfahren, das die Musikwelt verändert hat.

Das Kürzel „.mp3“ wird 20 Jahre alt: Im Juli 1995 haben sich die Entwickler des Fraunhofer-Instituts auf diese Abkürzung für ihr Verfahren ISO MPEG Audio Layer 3 geeinigt. Das in Erlangen entwickelte Verfahren sollte die Größe von Musikdateien reduzieren. Beinahe nebenbei haben die mp3-Eltern damit auch die Musikbranche nachhaltig verändert.

Dass es tatsächlich so groß kommt, das war vielmehr ein Traum als etwas, das wir erwartet hätten. – Karlheinz Brandenburg, Technische Universität Ilmenau.

Das Ende der CD

Was mit dem ersten Song im mp3-Format (Tom’s Diner von Suzanne Vega) begonnen hat, läutete das Ende der CD-Ära ein. Ein Song benötigt als mp3-Datei im Vergleich zum Original nur noch ein Zehntel des Speicherplatzes. Mit dem komprimierten Dateiformat setzten sich auch die kompakten mp3-Player gegenüber dem klobigen Discman durch.

Mittlerweile haben wiederum Smartphones und Streamingdienste wie Spotify den separaten mp3-Player überflüssig gemacht. So hat beispielsweise Apple die Produktion des klassischen iPod inzwischen eingestellt und setzt stattdessen auf den hauseigenen Streaming-Dienst Apple Music.

Neil Young hasst die Endung .mp3

Einige Musikliebhaber bemängeln die Qualitätsverluste, die durch die verlustbehaftete mp3-Komprimierung entstünden. Ein prominenter Kritiker ist der Musiker Neil Young, der deswegen eine eigene Musikplattform mitsamt Abspielgerät entwickelt hat. Young setzt dabei auf das verlustfreie Format FLAC. Karheinz Brandenburg sieht die Kritik nur teilweise als berechtigt an.

Bei guten Aufnahmen und hohen Datenraten haben selbst goldene Ohren keine echte Chance mehr. – Karlheinz Brandenburg, Technische Universität Ilmenau.

Der nächste Schritt

Neben dem AAC-Format, dem Nachfolger der mp3-Komprimierung, arbeiten Brandenburg und seine Kollegen am nächsten Schritt: das räumliche Hör-Erlebnis zu verbessern. Ziel ist dabei, die Audio-Atmosphäre eines Stadions oder eines Konzertsaals realistisch abbilden zu können. Doch dafür muss noch Grundlagenforschung betrieben werden. Denn erst, wenn das Zusammenspiel zwischen Gehör und Gehirn vollständig erklärt werden kann, wird die perfekte Klanginszenierung möglich.

Über den Erfolg der mp3-Komprimierung hat detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf mit dem Vater der mp3 gesprochen: Karlheinz Brandenburg von der Technischen Universität Ilmenau im Interview.

Der nächste Schritt ist jetzt, das Gefühl von Schall im Raum realistisch abzubilden. Da gibt es noch eine Menge Grundlagenforschung zu tun.Karlheinz Brandenburg© Fraunhofer IDMT 

Redaktion: Sandro Schroeder

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