Fortschritt | Langsamer PC: Helfen Tuning-Programme und Aufräum-Softwares?

Nach dem Rechnerstart erstmal einen Kaffee trinken? Wenn der einstmals schnelle Rechner zunehmend verlangsamt, versprechen spezielle Programme Abhilfe. Was tun die eigentlich – und was bringt das?

Sie heißen „PC Doktor“, „Win Optimizer“, „CCleaner“ oder „Tune Up“ – spezielle Tuning-Programme, die Abhilfe versprechen, wenn der PC nur noch mit angezogener Handbremse zu laufen scheint. Die Softwares versprechen, den Rechner aufzuräumen und schneller zu machen.

Doch machen solche Tuning-Programme Sinn? Können die etwas kaputt machen? Und was genau tun die da eigentlich? Das erklären wir heute im «Fortschritt».

Was machen diese Programme denn nun?

Wenn ein Windows-Rechner eine Weile in Betrieb war, dann ist es buchstäblich so, dass der „zumüllt“. Das hat verschiedene Gründe.

Und diese Tuning-Programme schaffen da Ordnung.

Kann man das nicht selbst machen, händisch?

Generell ja. Aber Windows ist jetzt nicht so wahnsinnig intuitiv, was derlei Einstellungen betrifft. Das schöne an den Programmen ist: man hat alle diese Befehle und Maßnahmen an einem Ort.

Defragmentieren ist noch das einfachste, dafür gibt es einen einfachen Befehl. Kurze Erklärung: Defragmentieren ordnet die Datenblöcke auf der Festplatte neu, so dass die alle schön hintereinander liegen, und nicht wirr über die ganze Platte verteilt. Damit geht der Zugriff schneller. Aber wenn es ans aufräumen der Registry geht, da sieht das schon kryptischer aus.

Was bedeutet das, die Registry aufräumen?

Die Registry ist die Registrierungsdatenbank, sozusagen das Herzstück von Windows. Da steht drin, welcher Dienst und welches Programm was darf und soll und wie lang und so weiter. Da drin werden also alle systemrelevanten Informationen abgelegt. Und das kann sich in enorme Größen auswachsen. Mal so ein Beispiel: man installiert sich einen Mediaplayer. Itunes, Winamp, VLC – irgendwas zum Filme gucken und Musik hören. Dann kommen da in die Registry Infos zum Eintrag ins Startmenü, zum Installationsverzeichnis, zu den Dateiformaten, die mit dem Programm geöffnet werden sollen oder nicht – kurzum: locker über 100 Einträge landen in der Registry.

Wenn man jetzt mal überlegt, wie viele Treiber, wie viele Programme, wie viele Spiele, und was das Betriebssystem selbst alles regeln muss, da sieht man, dass da ein paar zehntausend Einträge nichts ungewöhnliches sind. Das Problem ist, dass viele dieser Einträge auch dann noch bestehen, wenn die Anwendung dafür schon gelöscht wurde. Und das kann dann natürlich weg.

Jetzt mal unabhängig von solchen veralteten Einträgen: Woher wissen diese Tuning-Programme denn, was unwichtig ist und weg kann?

Die Programme kennen viele der üblicherweise auf PCs installierten Anwendungen und wissen, wo die ihren Datenmüll ablegen. Die scannen das, und schauen auch nach, welche anderen Dateien lange nicht verwendet wurden – man kriegt das dann alles eingeblendet, kann nochmal händisch einzelne Sachen abwählen, die einem wichtig sind – und dann wird eben gelöscht.

Das schaufelt aber eigentlich nur Speicher frei, und bringt also nicht unbedingt mehr Geschwindigkeit oder Leistung.

Machen die Programme auch mal etwas „kaputt“?

Eigentlich nicht, oder selten. Die Programme sind ja dafür da, unsicheren Nutzern diese Aufgaben zu erleichtern. Man muss also davon ausgehen, dass da kein Profi davor sitzt: sonst bräuchte es das Aufräum-Programm ja gar nicht. Und darum vergreifen die sich auch nur an Einträgen, die nicht wirklich systemkritisch sind.

Wenn es an Einträge in der Registry geht, sollte das Tuning-Programm, das man nutzt, die Möglichkeit haben, eine Sicherung anzulegen. Denn wenn es da mal – was eigentlich nicht passieren sollte, aber falls doch – wenn es da mal einen falschen Eintrag erwischt, dann kann man den über die Sicherung wiederherstellen. Das zeigt sich manchmal auch erst verspätet, darum die Sicherung ruhig eine Weile aufheben.

So. Jetzt wissen wir, was die machen. Nun zur Frage: was hilfts denn?

Da wird’s ernüchtern. Wenig bis kaum. Es gibt da einige Testreihen und Versuche, und naja: was meistens herauskommt, ist: es hilft hier und da ein wenig. Da bewegen wir uns aber meistens im Bereich von einigen wenigen Prozent. Heilsbringer sind das nicht. Manche Sachen werden danach sogar langsamer!

Das Problem ist nämlich, dass es sehr stark vom genauen System und den Programmen dort abhängt. Ein Programm, das auf Rechner A Office viel schneller macht, macht auf Rechner B die Videobearbeitung langsamer. Und so weiter.

Darum muss man sagen: eine Lösung für alle gibt es eigentlich nicht. Da ist man besser dran, wenn man individuell Hand anlegt: und diese einzelnen Schritte von Hand und selbst macht. Ein paar Tipps verlinken wir dazu auf unserer Webseite.

Und wenn auch das alles nix hilft?

Dann ist eventuell die Festplatte defekt. Oder der Arbeitsspeicher muss aufgerüstet werden. Manchmal ist auch die Grafikkarte zu langsam.

Oder es hilft nur noch die Radikalkur: Windows ganz neu draufspielen.

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Redaktion