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Fortschritt | Schallplatten digitalisieren – Worauf es ankommt

Wer alte Schätze mit in die Zukunft nehmen will, ohne sich alles im Internet neu zu kaufen, kann LPs selbst digitalisieren. Je nach Größe der Plattensammlung sparen Sie damit Geld, benötigen aber auch viel Zeit.

Michael Wolf - Test-Redakteur bei Stiftung Warentest.

Test-Redakteur bei Stiftung Warentest.
Michael Wolf

In mancher Familie war und ist es immer noch Tradition, dass jedes Jahr an Weihnachten dieselbe Schallplatte aufgelegt wird. Doch nach dreißig Jahren im Schrank klingt die schwarze Scheibe vielleicht nicht mehr so, wie sie soll, leiert oder – ganz schlimm – ist zerbrochen.

Abhilfe soll der Trend zur Digitalisierung verschaffen. Anstatt sich seine LPs im Internet als MP3s nochmal zu kaufen, kann man die Plattensammlung dank USB-Plattenspielern und Co. digitalisieren. Worauf man dabei achten muss und welche Geräte sich am besten zur Digitalisierung der Plattensammlung eignen, haben wir Michael Wolf von der Stiftung Warentest gefragt:

Michael Wolf (Stiftung Warentest) zur Schallplatten-Digitalisierung 05:22

Das Interview zum mitlesen

Was brauch ich denn, um eine Plattensammlung zu digitalisieren?

Also, da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Einmal gibt es eben diese USB-Plattenspieler, die man wie der Name schon andeutet per USB-Kabel an seinen PC anschließt. Im Grunde ist das dann ein Plattenspieler mit ner eingebaute Soundkarte. Es gibt auch eigenständige Digitalisierungs-Plattenspieler, wo dann schon ein CD-Laufwerk eingebaut ist, oder ein Steckplatz für SD-Karten – wo also das ganze Digitalisieren von der Platte auf digitale Dateien schon auf dem Gerät selbst passiert, ohne PC. Oder aber, wer schon eine große Plattensammlung hat, wird in der Regel auch einen ganz vernünftigen Plattenspielen haben. Natürlich kann man auch den mit Hilfe eines Verstärkers und einer Soundkarte an seinen PC anschließen und dann eben direkt  über den PC ohne einen spezielle USB-Plattenspieler seine Platten digitalisieren.

Das also zum Thema Hardware, also welche Geräte es gibt – was brauche ich denn für Software?

Also, wenn man so einen USB-Plattenspieler sich anschafft, ist meistens Software schon mitgeliefert. Es gibt aber auch durchaus ganz brauchbare Gratis-Prgramme, mit denen man Audio-Aufnahmen herstellen und schneiden kann. Ein sehr bekanntes Programm ist zum Beispiel Audacity. Das ist ein quelloffenes, also ein open-source-Programm, was schon ziemlich viele Funktionen zum Aufnehmen und Schneiden von Audio-Aufnahmen mitbringt. Die Bedienung ist vielleicht ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich da einmal reingefrickelt hat, dann kann man damit schon ziemlich gute Ergebnisse erzielen.

Lassen Sie uns mal auf USB-Plattenspieler eingehen: da hört man eher selten Gutes? Die seien oft billig, die Klangqualität schlecht. Sind die Geräte wirklich so schlecht wie ihr Ruf?

Also, zumindest gibt es schlechte. Das kann man pauschal schlecht beantworten, weil da gibt es wirklich große Qualitätsunterschiede. Wenig überraschend: die ganz billigen Dinger, die irgendwo aufm Krabbeltisch stehen, die werden oft nicht so toll sein – kann man sich ja fast denken. Es gibt aber durchaus auch welche, die eine recht ansprechende Qualität liefern, aber das sind natürlich dann zwei Komponenten, die gut sein müssen: der Plattenspieler selber und die Wandler, die das Klangmaterial dann von analog auf digital wandeln müssen vernünftig sein. Wenn das beides hinhaut, dann funktioniert das damit auch gut. Aber wer sowieso schon Platten hat wird ja in der Regel auch schon einen Plattenspieler haben. Und wenn der gut ist, dann fährt man meistens besser indem man einfach seinen gewohnten Plattenspieler mit einem Phono-Vorverstärker mit einer vernünftigen Soundkarte verbindet und eben mit dieser Soundkarte diese Platten aufnimmt.

Nun ist es ja so: Vinylfans schwören ja auf die grandiose Tonqualität der LP. Wie kann ich dafür sorgen, dass die bei der Digitalisierung nicht schlechter wird?

Damit sie nicht schlechter wird muss auf jeden Fall die Qualität des Wandlers stimmen. Man kann das ganze natürlich auch einfach mit der Soundkarte, die im PC schon verbaut ist, machen. Deren Klangqualität ist oft nicht so richtig toll. Also wenn man das wirklich in guter Qualität machen will, dann schafft man sich eher eine externe Soundkarte an. Man muss natürlich auch darauf achten, dass das alles vernünftig miteinander verbunden ist, dass nirgends irgendwo was brummt oder knackst. Vorher sollte man die Schallplatten natürlich auch reinigen, um möglichst kein Staubknistern drauf zu haben. Und dann werden die Audioaufnahmen auch nicht schlecht.

Gibt es so einen klassischen Fehler, den man bei der Digitalisierung leicht machen kann?

Was man auf jeden Fall nicht unterschätzen sollte, ist, wie lange das Ganze dauert. Wenn man wirklich ein oder zwei Lieblingsplatten digitalisieren will, dann ist das auch überhaupt kein Problem, das zuhause zu machen. Aber man muss sich dabei klar machen: man macht nichts anderes als diese Platte komplett von vorne bis hinten abzuspielen, das alles mitzuschneiden, und diese Aufnahmen will man dann vielleicht auch noch bearbeiten. Man will zum Beispiel dafür sorgen, dass die einzelnen Stücke als einzelne Dateien kommen. Man will vielleicht noch digitale Etiketten, so genannte Tags setzen: also welcher Komponist das ist, welcher Interpret das ist, wie das alles heißt. Das braucht alles Zeit. Also, einen riesigen Plattenschrank auf diese Weise zu digitalisieren, um sie am Rechner zu verwalten, das ist dann schon fast ein Lebenswerk oder zumindest eine Aufgabe für den Lebensabend. Da ist es dann vielleicht doch manchmal sinnvoller, sich die Musik einfach ein zweites Mal in digitaler Form zu kaufen.

Wie ist dann Ihr abschließendes Fazit: lohnt sich das Digitalisieren wirklich, oder ist und bleibt es eine Stilfrage?

Ein bisschen kommts drauf an, ob man Spaß an sowas hat. Es gibt ja auch Leute, denen macht das einfach Spaß, am Rechner zu sitzen, herumzuspielen mit den technischen Geräten, hier und da noch etwas herauszukitzeln und die sich dann eben freuen, wenn die Aufnahme gut gelungen ist. Man kann das Ganze einfach als Hobby betreiben sozusagen. Oder aber es gibt ja auch manche Schätzchen, die kann man einfach gar nicht nochmal auf CD oder als mp3 kaufen: irgendwelche seltenen Vinylplatten, die es gar nicht in digitaler Form gibt, oder auch irgendwelche eigenen Aufnahmen, irgendwelche Kinderhörspielkassetten – sowas muss man ja selber digitalisieren. Es sei denn, wenn man Geld übrig und wenig Zeit hat, dann gibt es auch Dienste, die einem das abnehmen. Die machen das auch in guter Qualität, dann allerdings auch nicht ganz billig.

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