Fortschritt | System-Kameras: Revolution oder Nischenprodukt?

Als Panasonic und Olypmus 2010 die ersten Modelle spiegelloser System-Kameras vorstellten, fiel das Wort „Revolution“. Hat sich das Segment inzwischen zur Konkurrenz für Profi-Fotoapparate entwickelt?

Joachim Sauer 

Wer richtig gute Fotos machen will, der griff in den vergangenen Jahren zu einer Spiegelreflexkamera. Doch weil die so groß, klobig und auch ziemlich schwer sind, wird das schnell nervig. Und so begann der Siegeszug der Digitalkameras. Klein, handlich und immer besser in der Bildqualität.

Doch ambitionierten Fotografen reichte das nicht aus: kein aufsteckbarer Blitz, keine Wechsel-Objektive. Kurzum: zu wenig Flexibilität.

Seit kurzem ist dieses Problem scheinbar gelöst. Denn zwischen den Spiegelreflexkameras und den Digicams hat sich eine weitere Produktklasse entwickelt, die beides vereint: die, der sogenannten spiegellosen Systemkameras.

Das Prinzip: kleine Kamera mit wechselbarem Objektiv. Ob der Kauf einer Systemkamera eine gute Investition für die Zukunft ist – das haben wir Joachim G. Sauer gefragt, Chefredakteur der Onlineausgabe des Fachmagazins VIDEOAKTIV.

Fortschritt | Systemkameras: Die Lücke zwischen Kompaktkamera und DSLR?https://detektor.fm/wp-content/uploads/2012/04/joachim_sauer_g.jpg

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Herr Sauer, vielleicht können Sie mal für Klarheit sorgen: was macht eine Systemkamera anders als eine Spiegelreflex oder eine Digicam?

Ganz klar – Unterschied zu einer Kompaktkamera ist, dass man vorn ein Wechselobjektiv dran hat. Man kann von Weitwinkel- bis Teleobjektiv alles auswählen, da gibt es auch ein ganz breit gefächertes Angebot an Objektiven dafür. Es gibt auch sehr viel Zubehör außen herum, an Blitzen und dergleichen. Und ich habe das, was viele Kompaktkameras inzwischen nicht mehr haben: einen Sucher. Der Unterschied zur Spiegelreflexkamera ist eigentlich gar nicht so groß. In den Systemkameras ist ein kleinerer Chip drin und sie sind etwas preisgünstiger.

Wo sind die Vor- bzw. Nachteile einer solchen Kamera?

Gegenüber der Kompaktkamera ist es ganz klar die Fexibilität. Gegenüber der Spiegelreflexkamera ist es in erster Linie die Kompaktheit.

Der Preisunterschied zu den DSLRs scheint im ersten Moment gar nicht so groß. Lohnt sich ein Umstieg überhaupt?

Den Umstieg von einer Spiegelreflexkamera auf eine Systemkamera würde ich nicht machen. Aber wenn man eine Neuanschaffung plant, dann macht es Sinn sich so eine kompakte Systemkamera anzuschauen, weil die relativ vergleichbar sind mit Spiegelreflexkameras.

Also machen Sie ganz klar eine Nutzerunterscheidung – wenn man professionell arbeitet, sollte man bei der Spiegelreflex bleiben?

Ganz eindeutig ja.

Man hat sich also entschieden, eine Systemkamera zu kaufen. Worauf sollte man beim Kauf achten?

Die erste Wahl, die man treffen muss, ist: welches Bajonett will ich da vorn dran haben? Da gibt es verschiedene – die Hersteller kochen leider unterschiedliche Süppchen. Eine Bajonett-Variante auf die sich wenigstens ein paar Hersteller einigen konnten ist „Micro Four Thirds“, da machen beispielsweise Olympus und Panasonic mit. Das ist schon mal ein Vorteil, weil es dort dann auch Dritthersteller von Objektiven mit dieser Bajonettgröße gibt, z.B. Sigma. Aber auch für Sony, die eine eigene Bajonettgröße haben, gibt es inzwischen Dritthersteller, die passende Objektive anbieten.

Wie würden Sie die Zukunft der Systemkamera einschätzen – ist das wirklich eine adäquate Konkurrenz zu den bestehenden Modellen?

Eindeutig ja. Ich würde aus persönlichen Gründen, aber auch als engagierter Fotograf würde ich, jederzeit eine Systemkamera einer Kompaktkamera vorziehen. Und es gibt einfach Systemkameras, die passen auch noch in die Hosentasche – ein Vorteil gegenüber der Spiegelreflexkamera. Das ist natürlich schon irgendwie toll.

Herr Sauer, vielen Dank für das Gespräch!

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