Stadtgespräch | Linux ade: München kehrt eigenem Projekt Limux den Rücken

Fenster auf, Pinguin raus

Fast ein Jahrzehnt Arbeit scheint umsonst gewesen zu sein. Die Stadt München prüft derzeit die Rückkehr zu Windows als Betriebssystem in den Behörden. Dabei sollten die Rechner aus Kostengründen mit der freien Software Linux laufen. Sollten …

Limux ist der Name des Projekts gewesen, das München 2004 angestoßen hat. Der Plan: Microsoft Windows als Betriebssystem gegen eine eigens angepasste Version der freien Software Linux auszutauschen. Die Migration dauerte fast zehn Jahre. Jetzt wird eine Rückkehr zu Windows geprüft.

Limux – eine Idee mit Modellcharakter

Als 2003 der Support für Windows NT 4 auslief, begann die Suche nach neuen Softwarelösungen. Obwohl Microsoft Updates auf XP anbot, dachte man in der Stadtverwaltung über einen Wechsel zu freier Software nach.

Der Wechsel auf eine eigens angepasste Variante des Betriebssystems Linux war teuer. Dennoch bot er Vorteile wie langfristige Ersparnisse durch wegfallende Lizenzgebühren an Microsoft und eine größere Herstellerunabhängigkeit. Im Jahr 2004 wurde die Migration unter dem Projektnamen Limux beschlossen. Das Projekt erhielt weltweite Aufmerksamkeit.

Ein langer Weg

Es sollte allerdings fast zehn Jahre – bis 2013 – dauern, bis die Umstellung abgeschlossen war. Ein Streit um Softwarepatente bremste das Projekt bereits in seiner Startphase aus. Testphasen dauerten im Anschluss länger als geplant. Eine der größten Herausforderungen für die Entwickler bestand darin, Softwarebrücken zwischen Linux und den Arbeitsprogrammen der Verwaltung zu schaffen. Freie Officeanwendungen wie OpenOffice.org fanden ebenfalls Einzug an den Arbeitsplätzen der Münchner Beamten.

Gegenwind für den Pinguin

Limux war von Anfang an ein umstrittenes Projekt. Wie zu erwarten war, klagten schnell die ersten Mitarbeiter über Probleme mit der neuen Software. Die Einführung von Limux fiel mit einer Zentralisierung der Münchner IT zusammen, was für zusätzliche Beschwerden sorgte. Zwischenzeitlich veröffentlichte HP im Auftrag von Microsoft eine Studie, die wesentlich höhere Kosten als von der Stadt angegeben berechnet hatte. Als besonders problematisch galt auch der Austausch zwischen städtischen Einrichtungen mit denen des Bundes – denn dort lief weiter alles unter Windows.

Und dann ist da noch der Faktor Mensch. Viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzten schlicht und ergreifend lieber Windows. Ob Limux wirklich ein Fehlschlag war und was schlussendlich zur Abkehr von dem Projekt führte, bespricht detektor.fm-Moderatorin Marie Landes mit Jörg Thoma. Er ist freier Journalist und Mitarbeiter bei golem.de.

Ich denke, dass Teile von Limux noch bestehen bleiben, nämlich die freie Bürosoftware mit den dazugehörigen Fachanwendungen, aber dass man die Linuxsysteme selber vermutlich nach und nach ersetzen wird.Jörg Thoma 

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Redaktion: Alexander Goll

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