Medien-Initiative: #KeinGeldFuerRechts

„Ich hab da keinen Bock mehr drauf“

So genannte alternative Medien erfreuen sich besonders am rechten Rand der Gesellschaft steigender Aufmerksamtkeit. Doch sie haben neben der Wahrheit auch ein ganz profanes Ziel: Geld verdienen. Die Aktion #KeinGeldFuerRechts möchte rechten Seiten den Geldhahn zudrehen und sie so trockenlegen.

Aufschwung von rechten Hetzseiten

Die rechte Plattform breitbart.com war in den Vereinigten Staaten in den letzten Monaten sehr erfolgreich. In der langen US-Wahlnacht hatte sie mehr Clicks als CNN, Fox News und die New York Times. Der ehemalige Chef der Webseite Steve Bannon ist zunächst in Donald Trumps Wahlkampfteam gewesen und wird nun Chefstratege der nächsten Regierung.

Vor Kurzem hat Breitbart angekündigt, nach Europa expandieren zu wollen, um rechtspopulistische Politiker zu unterstützen. Für viele alternative Medien ist die Plattform ein Vorbild und sie fühlen sich bestätigt. Der Initiator der Aktion #KeinGeldFuerRechts, Gerald Hensel, möchte dieser Entwicklung entgegentreten.

Was steckt hinter #KeinGeldFuerRechts?

Der Digital-Stratege der Werbeagentur „Scholz & Friends“ ruft Unternehmen in seinem privaten Blog davaidavai.com dazu auf, rechte Medien nicht durch Werbung zu unterstützen. Wenn ein Unternehmen Werbung auf einer Seite schaltet, bekommt deren Betreiber Geld, sobald ein User auf die Seite klickt. Je größer die Klickzahlen, desto höher die Werbeeinnahmen.

Doch viele Marken werben auf Internetseiten, ohne es zu wissen. Denn Unternehmen buchen oft Pakte bei Dienstleistern, die ihre Werbung dann autmomatisch über Banner auf Internetseiten platzieren – so zum Beispiel auch auf Plattformen rechtspopulistischer Medien.

Gerald Hensens Idee ist es daher, Firmen darauf aufmerksam zu machen, auf welchen Seiten sie werben und wen sie dadurch finanzieren. So soll rechten Webseiten die finanzielle Basis entzogen werden. Die Firma Kellogg’s hat das auf breitbart.com bereits vorgemacht. Die Initiative verbucht nun auch bei deutschen Firmen erste Erfolge: BMW, E.ON, Beiersdorf und die Deutsche Telekom haben ihr Werbe-Engagement beendet.

Ist das nicht Zensur?

Der Ton der Diskussion wird rauer. Dem Initiator schlägt für seine Idee bereits heftige Kritik entgegen, nachdem er das Konzept auf seiner Seite davaidavai.com veröffentlicht hat.

Der Vorwurf der Zensur und des Denunziatentums steht im Raum. Für Hensel ist der Unterschied jedoch, dass er nicht von oben herab verbieten möchte.

Es wird oft so getan, als ob ich Volksaufklärer wäre oder Unternehmen sage, was sie zu tun haben. Das obliegt jedem Unternehmen selbst. – Gerald Hensen

Die Entscheidung, ob ein Unternehmen weiterhin auf einer bestimmten Seite Werbung schaltet oder nicht, bleibt dem jeweiligen Unternehmen überlassen. Wer also entscheidet, was gut und böse ist und warum er persönlich rechtspopulitische Seiten für gefährlich hält, erklärt Gerald Hensel im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Alexander Hertel.

Wir leben in einer Welt, in der man durch Parallelrealitäten Macht gewinnt – und ich hab da keinen Bock mehr drauf.Gerald Hensel 

Redaktion: Joachim Plingen

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