Own-Mailbox: Der Jedermann-Mailserver im Test

Der eigene E-Mail-Anbieter sein

Die Datenkraken Kraken sein lassen und seine E-Mails stattdessen selbst hosten – die Own-Mailbox verspricht: Das kann jeder. Sicher, verschlüsselt, günstig und ohne Ahnung vom Programmieren. Wir haben sie für euch getestet.

Es ist ein vollmundiges Versprechen, das die kleine Gruppe von Codern macht, die hinter dem Projekt „Own-Mailbox“ stecken: Auch Nicht-Geeks sollen sich unabhängig machen können von den großen kommerziellen E-Mail-Anbietern und über einen eigenen Minicomputer zu Hause Mails empfangen und verschicken können.

Ganz einlösen kann die Erfindung diesen Anspruch an sich selbst noch nicht, aber sie geht spannende Wege in der Absicherung der eigenen Kommunikation vor fremden Augen und Algorithmen.

Die Own-Mailbox-Vision

Bisher greift die überwältigende Mehrheit für ihren Mailverkehr auf einen Provider zurück, der in einem Rechenzentrum einen sogenannten Mailserver betreibt. Der läuft rund um die Uhr und kümmert sich um Empfang und Versand der Nachrichten. Oft werden E-Mails unverschlüsselt übermittelt und wenn von „sicherer Datenübertragung“ gesprochen wird, dann heißt das meist, dass Provider und überwachende Behörden sehr wohl mitlesen können. Die Nutzer müssen sich selbst um eine echte Absicherung kümmern und das tun die wenigsten.

Die Macher der „Own-Mailbox“ sind überzeugt, dass sie das aber tun sollten, und möchten das radikal einfach machen. Sie versprechen ein Rundum-Sorglos-Paket: Man kauft die Hardware, schließt sie an und wählt eine E-Mail-Adresse. Los gehts. Im Hintergrund verschlüsselt die Box dann die Gesprächsinhalte und verschleiert die Meta-Daten, also wer mit wem kommuniziert. Sie tut das automatisch, ohne dass der Nutzer das kompliziert konfigurieren muss.

The great thing with Own-Mailbox is: you don’t have to trust me. – Pierre Parent, Mitgründer von Own-Mailbox

Der entscheidende Unterschied zum Sicherheitsversprechen kommerzieller Anbieter: Theoretisch kann jeder alles nachprüfen, denn der Programmcode ist open source und läuft auf einem Rechner, über den die Nutzer die volle Kontrolle haben. Welche Inhalte verschlüsselt sind und welche zwangsläufig offen kommuniziert werden, legt die Entwicklergruppe offen.

Die Own-Mailbox heute

An Own-Mailbox next to the @Raspberry_Pi hosting the Own-Mailbox Software. pic.twitter.com/hqmvyLMNdQ

— @Own_Mailbox 5. Juli 2016

Die Erfindung als anfassbares Objekt gibt es noch nicht. Nur einige Prototypen haben die Entwickler schon angefertigt. Auch das Betriebssystem, das auf den am Ende streichholzschachtelgroßen Rechnern laufen wird, ist noch nicht ganz ausgereift. Lediglich eine Alpha-Version kann von einem geschlossenen Testerkreis benutzt werden.

Schritt für Schritt soll diese Gruppe für Interessierte geöffnet werden. Im Frühjahr 2017 soll dann ein Crowdfunding die Massenproduktion der Boxen ermöglichen.

detektor.fm-Redakteur Thibaud Schremser hat die Alpha-Version der Own-Mailbox-Software getestet und Christian Eichler erklärt, was sie kann und was noch nicht.


Der Entwickler im Interview

Noch mehr technische Details liefert der Mitgründer von Own-Mailbox Pierre Parent im vollen Interview mit Thibaud Schremser. Das Interview ist auf englisch geführt. Für die Beeinträchtigung in der Tonqualität bitten wir um Entschuldigung.

I believe that in order to have reliable and trustworthy cryptography, you need to do it on your machine and using free software.Pierre Parent 
Interview mit dem Own-Mailbox-Mitgründer Pierre Parenthttps://detektor.fm/wp-content/uploads/2016/08/own-mailbox_full-interview.mp3

Redaktion