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Wer auf Facebook seine Meinung äußert, muss damit rechnen, dass es auch Konsequenzen hat. Foto: Facebook. CC BY 2.0 | Sarah Marshall / flickr.com

Politische Debattenkultur im Netz

Das Internet als Spiegel der Realität

Das Netz als Forum für alle, so die Utopie in den ersten Tagen des Internets. Doch Hatespeech, Trolle und Social Bots zeigen: Digitale Debattenkultur funktioniert nicht von allein. Immer öfter wirkt sich die Meinungsschlacht auch im normalen Leben aus, so wie zuletzt im Fall von Roland Tichy. Brauchen wir stärkere Regeln?

Soziale Medien als Pranger

Die Kraft der Debattenkultur im Internet zeigt sich aktuell im Fall von Ronald Tichy. Der bekannte Journalist ist Betreiber eines eigenen Blogs mit vornehmlich rechtskonservativen Inhalten. Dort wurden in einem Gastbeitrag des Autoren Jürgen Fritz “grün-linke Gutmenschen“ als “geistig-psychisch krank“ bezeichnet. Der Beitrag wurde nach Protesten inzwischen entfernt.

Tichy ist aber gleichzeitig Herausgeber von XING News – oder besser: Er war es. Denn in den sozialen Netzwerken äußerten viele Nutzer des Karriereportals ihre Kritik an Tichys Seite und dem Beitrag von Jürgen Fritz. Einige von ihnen haben gedroht, ihren Account beim Businessportal XING zu löschen. Ronald Tichy ist dann von seinem Posten zurückgetreten.

https://twitter.com/mathiasrichel/status/817841583982858244

Das Netz als Spiegel der Gesellschaft

Seit den 1990er Jahren hat ein immer größerer Teil der Bevölkerung Zugang zum Internet. Die Utopie damals: Das Netz als Forum für demokratische Debatten und Teilhabe. Jeder soll die Möglichkeit haben, seine Meinung zu äußern. Jetzt, wo dies möglich ist, offenbaren sich aber die Tücken einer solchen Debattenkultur: Hate Speech, Fake-News, Cyber-Mobbing und jede Menge Verschwörungstheorien.

Durch die sozialen Medien haben die Menschen erstmals die Möglichkeit, nicht nur Informationskonsumenten, sondern auch -produzenten zu sein. Sei es auch nur durch irgendeinen Rülpser in einer Kommentarzeile. – Martin Wassermair, Publizist und Politologe

Der Mensch agiert laut dem Publizisten und Politologen Martin Wassermair im digitalen Raum grundsätzlich so wie auch im realen Leben. Nur werden Meinungen und Ideen durch die Digitalisierung schneller verbreitet und mit anderen geteilt. Und: Sie haben immer öfter Einfluss auf das normale Leben der Nutzer – auf Jobs wie bei Roland Tichy, aber auch auf das Privatleben. Schließlich konfrontieren uns im schlimmsten Fall tausende Andersgesinnte mit der eigenen Meinung.

Debattenkultur: keine rechtliche Grundlage

Der Fall Tichy stellt erneut die bisher unbeantwortete Frage, wer für die Debattenkultur im Internet verantwortlich ist. Der Verfasser, das Netzwerk oder doch der Staat? Bis heute gibt es keine eigene rechtliche Grundlage für den Meinungsaustausch im Netz.

Publikationen auf den Plattformen der sozialen Medien spricht die Herausgebereigenschaft an. Somit stehen die sozialen Medien für den Inhalt in der Verantwortung. – Martin Wassermair

Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Alexander Hertel geht der österreichische Politologe und Publizist Martin Wassermair auf die Kommunikationskultur im Netz ein. Der Politologe ist gleichzeitig Autor über die internetgeprägte Informationsgesellschaft.

Martin Wassermair - Für ihn ist der rechtliche Rahmen der Meinungsäußerung im Internet noch immer ungeklärt.

Für ihn ist der rechtliche Rahmen der Meinungsäußerung im Internet noch immer ungeklärt.
Das Internet und die sozialen Medien sind eine Widerspiegelung unserer Wirklichkeit.Martin Wassermair
Politische Debattenkultur im Netz 07:28

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