Rückblick CeBIT 2016 – Kein Raum für neue Ideen

CeBIT-Bilanz: Alles schonmal dagewesen

Viele Déjà-vu-Erlebnisse und wenig frischer Wind. Die weltweit größte Technikmesse hat viele Trends vorgestellt, aber eben nicht gesetzt. Wirklich neu sind die Themen Digitalisierung, Biohacking, Drohnen und Datenschutz nicht. Kann die CeBIT wieder ein Impulsgeber werden?

Nicht nur die technischen Innovationen auf der CeBIT in Hannover haben sich in dreißig Jahren geändert, auch die Messe selbst. Aus der Publikumsmesse und dem Technik-Trendmonitor ist eine stark fokussierte Messe für Fachbesucher geworden. Das hat zuerst zu schwindenden Besucherzahlen geführt. Zusammen mit dem Partnerland Schweiz hat die CeBIT 2016 versucht, die Besucherzahlen mit Attraktionen ansteigen zu lassen.

CeBit: Die digitalisierte Reizüberflutung

Im zweiten Jahr nach dem Kurswechsel der CeBIT hat sich nicht viel verändert. Zumindest das Thema d!conomy ist geblieben.

Den Messemachern selber fällt eigentlich kein neues Motto mehr ein. Das ist für mich so ein Symptom dafür, dass diese Messe so ein bisschen aus dieser Vorreiterrolle hinaus diffundiert in einen Treffpunkt für die Branche. – Georg Schnurer, Computermagazin c’t

Themen wie Datensicherheit sollen dem Privatkunden nähergebracht werden. So hat beispielsweise das Fraunhofer-Institut auf der Messe seine Initiative „Volksverschlüsselung“ vorgestellt. Kontrovers diskutiert wurde dieses Jahr das Thema Biohacking. Mit einem unter der Haut implantierten Chip könnten dann künftig Schlüssel, Bankkarte und Flugticket überflüssig werden.

Wie die Messe, so auch die Republik

Im 30. Jahr der CeBIT zeigen sich bei der weltweit größten Technikmesse erste Alterserscheinungen. Impulsgebend sind die Messe-Themen nicht wirklich. So wurden Virtual Reality, Internet der Dinge, Biohacking und der Datenschutz beispielsweise bereits auf der diesjährigen Consumer Electronics Show in Las Vegas vorgestellt.

Das Problem ist, dass der gesamte Mobilfunkbereich nicht mehr in Hannover ist. Die Cebit ist also nicht mehr die Messe, die die Trends setzt und den Fokus in diesem Bereich hat. – Georg Schnurer, Computermagazin c’t

Einige Kritiker bemängeln den scheinbaren Stillstand der einst tonangebenden Messe. Die Veranstaltung wird damit unfreiwillig zum Symbol für die Digitalisierung in Deutschland, die im internationalen Vergleich hinterherhinkt.

Dieser Entwicklung möchte Sigmar Gabriel mit einer Digitalen Agenda entgegenwirken. Ziel ist, dass die Bundesrepublik in neun Jahren die nötige digitale Infrastruktur für deutsche Unternehmen zur Verfügung stellt. Auch Start-ups, die in diesem Jahr wieder in der Code-N-Halle vertreten waren, sollen dadurch besser unterstützt werden.

Wie sich die CeBIT präsentiert hat und welche Themen im Jahr 2016 weiter aktuell bleiben, darüber hat detektor.fm-Moderator Javan Wenz mit Georg Schnurer gesprochen. Er ist stellvertretender Chefredakteur des Computermagazins c’t und war eine Woche auf der Messe in Hannover.

Die CeBIT hat sich professionalisiert. Sie wendet sich im Wesentlichen nur noch an Geschäftskunden. Privatkunden haben auf der CeBIT nur noch wenig zu suchen. Das ist zwar schade, aber auch eine normale Entwicklung für eine Messe, die einfach versucht, das Geschäft in den Vordergrund zu stellen.Georg Schnurer 

Redaktion: Johanna Siegemund

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