Was wichtig wird | Trump vs. Silicon Valley

Wer hat Angst vor Mr. Trump?

Lange Zeit haben sich die Chefs im Silicon Valley mit Aussagen über Donald Trump zurückgehalten. Das ändert sich jetzt mit Trumps Dekret zum Einreiseverbot. Die Branche muss sich nun damit auseinandersetzen, dass der protektionistische Kurs des Präsidenten sie tiefgreifend verändern könnte.

Donald Trump vs. Silicon Valley

Das Thema „Trump“ haben die Tech-Gigaten aus Kalifornien lange unkommentiert gelassen. Erst Trumps Dekret vom Wochenende, das Menschen aus Ländern wie dem Irak, Syrien und dem Iran die Einreise in die USA verbietet, bringt großen Namen des Silicon Valley zu kritischen Stellungnahmen.

So wird die weltweite Protestwelle von CEOs wie Facebooks Mark Zuckerberg („Die Vereinigten Staaten sind eine Einwanderernation“) und Netflix-Chef Reed Hastings („unamerikanisch“) weitergetragen. Google-Gründer Sergey Brin, der selbst als Kind mit seiner Familie aus Russland eingewandert ist, hat sich am Sonntag den Protesten am Flughafen von San Francisco angeschlossen.

CNN reporter spots Google co-founder Sergey Brin– an immigrant himself — at the San Francisco airport protest on trump’s exec order. https://t.co/GdPEZx55rC

— ಠ_ಠ (@MikeIsaac) 29. Januar 2017

Die Branche ist durch und durch von Einwanderung geprägt. Konzerne wie Microsoft, Google oder Facebook agieren und rekrutieren global. Das macht Widerstand für viele Unternehmer zum einen zu einer persönlichen Angelegenheit. Zum anderen stellt Trumps protektionistischer Regierungsstil die Industrie vor bleibende wirtschaftliche Probleme. Das Dekret zum Einreiseverbot ist da nur der Auftakt.

Der Visa-Streit

Denn die Trump-Regierung wird nach Berichten von Bloomberg über eine Executive Order das Programm zu amerikanischen Arbeitsvisa umkrempeln. Im Fokus stehen hier die sogenannten H1-B-Visa, die an hochqualifizierte Kräfte und Talente aus dem Ausland gehen. Jedes Jahr werden mindestens 65.000 von ihnen vergeben. Die begehrten Arbeitskräfte aus dem Ausland werden dann unter den beteiligten Technologiekonzernen aufgeteilt.

Trump hat schon während des Wahlkampfs den Vorwurf erhoben, dass die Tech-Industrie das Visa-Programm missbraucht, um an billige Arbeitskraft zu kommen. Damit entstehe für amerikanische Arbeitnehmer ein Nachteil. In welcher Weise seine Regierung das Programm nun ändert, ist aus dem Entwurf zur Executive Order noch nicht zu entnehmen. Eine Möglichkeit besteht in einer deutlich verringerten Obergrenze oder erhöhten Gebühren für die Vermittlung.

Diese Visa sind sehr begehrt. Sie sind innerhalb von Minuten nach der Freischaltung vergriffen. Und sie werden wirklich von den Firmen gebraucht, um Nachwuchs aus dem Ausland in die Nähe der Zentrale zu holen.Karsten Lemm 

Lange hat das Silicon Valley zu Trump geschwiegen. Das Einreiseverbot vom Wochenende rüttelt die Tech-Branche auf. Nun sorgt sie sich um die Zukunft ihrer Mitarbeiter aus dem Ausland und ihre bisher so erfolgreiche Beschäftingungspraxis. Wie sieht der Widerstand der Tech-Industrie aus? Und was steht für die Industrie wirklich auf dem Spiel? Karsten Lemm von WIRED Germany hat die Hintergründe.


Jeden Tag erfahren, was wichtig wird? Dann den Podcast abonnieren oder jederzeit bei iTunes, Spotify und Soundcloud hören.

Redaktion