US-Kommunikationsbehörde will Netzneutralität abschaffen

Ende der Netzneutralität?

Die Netzneutralität wird es wohl in den USA bald nicht mehr geben. Denn die amerikanische Kommunikationsbehörde FCC will die Gleichbehandlung beenden. Dann könnten Netzbetreiber selbst entscheiden, welche Daten sie wie schnell verschicken.

Tod der Netzneutralität?

Das Prinzip der Netzneutralität steht für eine Gleichbehandlung aller Daten im Internet. Am Donnerstag will die amerikanische Kommunikationsbehörde FCC diese Regel nun abschaffen. Dann wäre es Netzbetreibern erlaubt, bestimmte Daten langsamer oder gar nicht mehr zu befördern. Einige Daten könnten dann auch beispielsweise nur gegen Aufpreis beim Internetnutzer ankommen.

Die Netzneutralität ist der Grund, warum das Internet zu dem geworden ist, was wir heute kennen. Das heißt, dass jeder beliebige Nutzer alle beliebigen Inhalte abrufen kann. – Tomas Rudl, netzpolitik.org

Der ehemalige Chef der US-Telekommunikationsbehörde hat bis zuletzt versucht, die Gleichheit zu wahren. Der neue Chef der FCC, Ajit Varadaraj Pai, ist jedoch von Donald Trump eingesetzt worden und schon lange ein Gegner der Netzneutralität.

Zwei-Klassen-System im Internet

Die Begründung der US-Behörde ist, dass die Netzneutralität die Innovationskraft der Anbieter bremst und den Ausbau der Breitband-Infrastruktur verlangsamt. Durch die Abschaffung der Netzneutralität sollen für Netzbetreiber Anreize geschaffen werden, mehr zu verdienen und dementsprechend ihr Netz auszubauen.

Die Möglichkeit, manche Daten schneller zu transportieren, bringt vor allem großen und etablierten Inhaltsanbietern Vorteile. Da sie viel nachgefragt werden, werden ihre Daten dann auch schneller transportiert.

Bald auch in Europa?

Vorerst betrifft die Regel nur Anbieter und Konsumenten in den Vereinigten Staaten. Doch auch in Europa gibt es immer wieder Versuche, die Netzneutralität aufzuweichen.

Sollte sich abzeichnen, dass immer mehr Plattformen zu immer größeren Konzernen werden und immer mehr das Internet dominieren, hat das mittel- bis langfristig auch Auswirkungen in Europa. – Tomas Rudl

Die Deutsche Telekom zum Beispiel erlaubt mit ihrem Angebot „Stream On“ Kunden, bestimmte Dienste, wie zum Beispiel Netflix, Radioplayer oder Spotify zu nutzen, ohne dass diese Datenvolumen verbrauchen. Ähnliche Inhaltsanbieter haben damit einen Nachteil.

Was genau der Vorstoß der US-amerikanischen Telekommunikationsbehörde bedeutet und welche möglichen Folgen sich daraus für Europa ergeben, hat Tomas Rudl detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer erklärt. Er ist Redakteur bei netzpolitik.org, der Plattform für digitale Freiheitsrechte.

Das Netz an sich wird immer mehr durchkommerzialisiert. Es gibt einige wenige Plattformen wie Google oder Facebook, die bestimmen, welche Inhalte wir zu Gesicht bekommen. Unabhängig von der Netzneutralität ist das freie Internet in Gefahr.Tomas Rudl 

Redaktion: Julia Rosner und Rewert Hoffer

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