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Sollte Deutschland auf Open Source umsteigen?

Schleswig-Holstein hat eine Open-Source-Strategie entwickelt, um die Verwaltung auf eigene Software umzustellen. Was sind die Risiken und Vorteile?

Der Landtag in Schleswig-Holstein möchte in der öffentlichen Verwaltung auf Open-Source-Software setzen. Bisher werden Systeme von Microsoft verwendet. Mit der Umstellung auf Open Source, sei das Bundesland unabhängiger von großen Konzernen und könne ansässige Unternehmen stärken. Jan Philipp Albrecht, Minister für Digitalisierung in Schleswig-Holstein, sieht darin große Chancen.

Der Vorteil ist tatsächlich, dass wir unsere Infrastruktur und Software an den Anforderungen ausgestalteten können, die wir uns selber als Landesverwaltung geben.

Jan Philipp Albrecht, Minister für Digitalisierung Schleswig-Holstein

Vorteile von Open Source

Open Source bedeutet, dass öffentlich gemacht wird, wie ein Programm funktioniert – der Quellcode ist unverschlüsselt einsehbar. Dazu gehört aber auch, dass diese Programme von jedem verwendet und weiterentwickelt werden dürfen. Ein bekanntes Beispiel ist der Web-Browser Firefox. Die Community der Programmierer kann eigene Ideen einbringen. So entsteht ein kollektives Programm, das viele Interessen vereint und gleichzeitig unabhängig kontrolliert wird. Viele Menschen schauen sich den Code an – und entdecken dabei Sicherheitslücken. Die Corona-Warn-App der Bundesregierung wurde zum Beispiel als Open-Source-Projekt entwickelt. Die Folge: Selbst Datenschützer haben nicht viel zu kritisieren. Der Programmierer Karim Geiger vergleicht diese Mechanismen mit einem Katz-und-Maus-Spiel.

Wenn man mehr Mäuse hat, die gucken können, wo die Katzen sind, dann ist das von Vorteil für die Mäuse.

Karim Geiger

Probleme von Open Source

Die Versprechungen von quelloffener Software klingen erst einmal sehr schön. Doch gibt es auch Einschränkungen. Wenn ein Entwickler solche Software verwenden möchte, unterliegt sie oft bestimmten Lizenzen. Das kann heißen, dass sie vollkommen frei zur Verfügung steht, aber eben auch, dass es Vorgaben gibt. Ein Stichwort ist das sogenannte „Copyleft“, das bedeutet: Wenn man etwas weiterentwickelt, muss man das auch unter den gleichen Rechten wie die Ursprungssoftware anbieten. Bei sogenannter proprietärer Software liegt die Verantwortung und Haftung beim Hersteller. Das heißt: Dieser ist verantwortlich für die Probleme im System und muss Support für die Programme liefern. Bei Open-Source-Software liegt die Verantwortung  beim Land. Das heißt mehr Aufwand – aber auch mehr Kontrolle.

Das kann eben nur mit freier Software garantiert werden – und nicht durch proprietäre Anwendungen, bei denen man noch nicht einmal in den Code reinschauen kann.

Alexander Sander, Free Software Foundation

Welche Probleme und Vorteile Open-Source-Systeme haben, darüber hat detektor.fm-Moderator Yannic Köhler mit dem Programmierer Karim Geiger und Alexander Sander von der Free Software Foundation gesprochen. Wieso Schleswig-Holstein sein Verwaltungssystem umstellen will, erklärt Jan Philipp Albrecht, Minister für Digitales.