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Ist X (ehemals Twitter) noch zu retten?

Vor einem Jahr hat Milliardär Elon Musk Twitter übernommen. Viele haben den Untergang des Unternehmens prognostiziert. Wie steht es aber wirklich um X?

Von Twitter zu X: Ein hartes Jahr

Gleich nach der Übernahme hat Musk die Hälfte der bei Twitter Beschäftigten entlassen. Weniger als 20 % der Angestellten haben ihren Job bis jetzt behalten. Damit ist die Belegschaft innerhalb weniger Monate von 8.000 Personen auf 1.500 geschrumpft. Der Grund für den Stellenabbau: Laut Musk hat Twitter pro Tag vier Millionen US-Dollar an Wert verloren. Durch die Übernahme sind viele Anzeigekunden weggebrochen und der Umsatz hat sich halbiert, so Musk. Seitdem ist es mit der Social-Media-Plattform bergab gegangen. Musk hat das Unternehmen für 44 Milliarden Dollar gekauft, nun wird sein Wert nur noch auf 8 Milliarden Dollar geschätzt. Auch die Userzahlen sind stark eingebrochen.

Die Bilanz nach diesem Jahr ist auf jeden Fall eine Katastrophe. Für Musk selbst und für alle Menschen, die Twitter sehr viel und sehr gerne genutzt haben.

Eva-Maria Weiß, Redakteurin bei heise online

Dem Hass wird nicht mehr der Vogel gezeigt

Unter den Gekündigten waren auch viele Mitarbeitende, die sich zuvor um das Community-Management gekümmert hatten. Sie waren dafür zuständig, dass Fehlinformationen und schädliche Inhalte nicht verbreitet werden. Mit dem Stellenabbau ist die Anzahl rassistischer, homophober und antisemitischer Posts Untersuchungen zufolge deutlich gestiegen.

Doch wie wird es nun weitergehen mit X? Musk hat große Pläne. Er möchte X zu einer Everything-App umbauen. Eine App für alles Digitale, mit einer Bandbreite von Livestreams, der Möglichkeit, Abo-Pakete abzuschließen oder Geldgeschäfte zu erledigen. Sein Vorbild ist dabei die chinesische App WeChat. Der Umbau von X läuft bereits. Im Premium-Abonnement können Videos von bis zu 60 Minuten hochgeladen werden. Außerdem sollen bald Sprachnachrichten und Videoanrufe möglich sein. Ob Musks Plan aufgeht, wird sich zeigen. Einige Nutzende sind inzwischen zu Konkurrenz-Plattformen wie Mastodon oder Bluesky gewechselt.

Das war ja wirklich alles ganz übel. Wenn man das beobachtet, was er so in diesem Jahr getrieben hat, dann fragt man sich schon, ob Elon Musk eigentlich dieses Management-Wunderkind ist, als das er ja immer galt.

Wolfgang Schweiger, Kommunikationswissenschaftler

Warum der Untergang von Twitter vielleicht eine selbsterfüllende Prophezeiung war, erklärt heise-online-Redakteurin Eva-Maria Weiß im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Charlotte Thielmann in dieser Ausgabe von „Zurück zum Thema“. Kommunikationswissenschaftler Prof. Wolfgang Schweiger von der Universität Hohenheim erklärt unter anderem, warum seit Musks Übernahme viele Unternehmen keine Anzeige mehr schalten wollen.