550.000 Betreuungsplätze fehlen

Keine Betreuung nach Schulschluss

Für viele berufstätige Eltern ist der Wechsel ihres Kindes auf die Grundschule ein Problem. Denn häufig gibt es für den Nachwuchs keine Betreuungsangebote am Nachmittag. Oft stecken dann die Mütter zurück.

Zwischen Kind und Karriere

Haushalt, Büro, Kinderbetreuung: Für berufstätige Eltern ist der Alltag oft ein Balanceakt. Da hilft es, dass inzwischen ein rechtlicher Anspruch auf einen Kitaplatz besteht. Die Betreuung am Nachmittag entfällt jedoch, sobald der Nachwuchs eingeschult wird.

Viele berufstätige Eltern sitzen dann in einer Zwickmühle. Eine Tagesmutter zu beschäftigen ist häufig zu teuer, Teilzeit zu arbeiten schlecht für die eigene Karriere. Trotzdem bleibt oft keine andere Wahl. Denn nicht an allen Grundschulen gibt es Angebote für eine Nachmittagsbetreuung.

Die Grundschule ist nach der dritten, vierten Stunde vorbei – und damit auch die Betreuung. – David Juncke, Projektleiter bei prognos

Es fehlen mehr als 550.000 Betreuungsplätze

Eine Studie des Instituts prognos im Auftrag des Bundesfamilienministeriums hat ergeben, dass für rund 44 Prozent aller Grundschulkinder keine Betreuungsplätze zur Verfügung stehen. Und das, obwohl rund ein Viertel aller Eltern der Kinder dringenden Bedarf angemeldet hat. Insgesamt sind es über 550.000 Betreuungsplätze, die an Grundschulen ganz fehlen oder ausgebaut werden müssen.

Mütter stecken zurück

Eine hohe Zahl, die sich besonders auf das berufliche Leben von Müttern auswirkt. prognos verweist in seiner Studie auf Ergebnisse des Mikrozensus von 2015. Demnach arbeiten rund 96.000 Mütter in der Bundesrepublik nur deshalb in Teilzeit, weil Betreuungsangebote nicht vorhanden oder bezahlbar sind.

Mittlerweile will nach der SPD auch die CDU einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter einführen. Eine Investition in die Zukunft, die sich lohnt – in vielerlei Hinsicht. Ein Beispiel wären die zusätzlichen Steuereinnahmen durch arbeitende Mütter. Durch die Betreuung würden außerdem bis zu 5.000 Arbeitsplätze neu geschaffen werden.

Wenn Mütter aus dem Berufsleben aussteigen, entgehen dem Staat Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Wenn Mütter aber durch eine funktionierende Betreuungskette nach ihren Wünschen arbeiten können, zahlt sich das aus. – David Juncke

Über die genauen Zusammenhänge hat sich detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit David Juncke unterhalten. Er hat an der prognos-Studie zur Betreuung von Grundschülern mitgearbeitet.

Die Kinder profitieren unheimlich davon, wenn sie in solchen Angeboten gefördert und gefordert werden.David Juncke 

Redaktion Hanna Gerwig

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