Rock am Ring Absage | Sicherheit bei Großveranstaltungen

„We Will Rock You – das garantiere ich euch“

Zum ersten Mal in seiner Geschichte ist das Festival Rock am Ring abgebrochen worden. Nachdem 80 Menschen bei einem Blitzeinschlag verletzt worden sind, endete die Veranstaltung am Sonntag frühzeitig. Wer darf in so einem Fall entscheiden, wann es für die Besucher zu gefährlich wird?

Rock am Ring zum ersten Mal abgesagt

Den fast 90.000 Besuchern des diesjährigen Rock am Ring Festivals wird das Jahr 2016 wohl im Gedächtnis bleiben. Denn es ist das erste Mal in der mehr als dreißigjährigen Geschichte des Traditionsfestivals, dass die Veranstaltung vorzeitig abgebrochen worden ist.

Heftige Gewitter haben dafür gesorgt, dass Zeltplätze und Festivalgelände kaum passierbar waren.

#RockamRing 2016: Foto von Jori Hinderfeld bei Facebook sagt eigentlich alles.#rar2016 #rarhttps://t.co/tDeCogFOxc pic.twitter.com/Q9ol70BZyu

— SWR3 (@swr3) 4. Juni 2016

Obwohl die Geschäftsbedingungen des Festivals optimistisch erklären: „Das Konzert findet bei jeder Witterung statt“, sind die Konzerte bereits am Freitagabend ausgesetzt worden. Direkt vor der Bühne war ein Blitz eingeschlagen, 80 Menschen sind dabei verletzt worden, mindestens einer von ihnen musste wiederbelebt werden.

Streit zwischen Veranstaltern und Gemeinde

Bis zur letzten Sekunde hat sich Veranstalter Marek Lieberberg für eine Fortsetzung des Festivals eingesetzt. Am Samstag verhandelte er sowohl mit den Kommunalpolitikern der zuständigen Gemeinde Mendig als auch mit Roger Lewent, dem Innenminister von Rheinland-Pfalz.

Am Samstagnachmittag trat Lieberberg, der Rock am Ring von Beginn an organisiert, vor die Zuschauer. Die Konzerte des Samstags könnten stattfinden, doch für den Sonntag habe die Gemeinde die Spielgenehmigung entzogen. Das stinke den Zuschauern und bringe ihn fast zum Heulen, soll Lieberberg gesagt haben. Trotzig fügte er hinzu: „We Will Rock You – das garantiere ich euch.“ 

„Nicht gerade eine Sternstunde der verantwortlichen Behörden“

Am Sonntag mussten alle Besucher des Festivals abreisen. Der Abbruch ist offenbar endgültig erst in der Nacht in Verhandlungen zwischen Veranstaltern und Politik beschlossen worden.

#Abbruch von #rar2016 war keine leichte #Entscheidung. #Lewentz: „Es gab darüber Diskussionen bis tief in die Nacht.“ (nbo) #unwetter

— Rhein-Zeitung/Kultur (@RZKultur) 5. Juni 2016

Lieberberg trat am heutigen Montag nochmal nach. In einem Interview mit der Rheinischen Post sagte er, die Entscheidung, das Festival abzusagen, war falsch. Durch die plötzliche Aufforderung abzureisen, hätte man die Besucher zusätzlich in Gefahr gebracht.

Rock am Ring fand in diesem Jahr erst zum zweiten Mal in Mendig statt. Nach dem Streit mit der Gemeinde lies Lieberberg die Frage demonstrativ offen, ob man auch im nächsten Jahr an Mendig als Veranstaltungsort festhalten wird.

Was steckt hinter dem Streit um den Abbruch von Rock am Ring? Wie wird entschieden, wann bei einem Festival oder einer Großveranstaltung die Gefahr für die Besucher zu groß ist? Und wer hat das letzte Wort: Politik oder Veranstalter? detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer hat mit dem Veranstaltungsexperten Christian Buschhoff gesprochen. Er ist Mitglied der Arbeitsgruppe Veranstaltungssicherheit an der Fachhochschule Köln.

Die Wirtschaftlichkeit ist ein großer Faktor, wenn man über die Sicherheit von Veranstaltungen redet. Auch Festivalbetreiber haben ein wirtschaftliches Interesse. Je besser ein Festival wirtschaftlich abgesichert ist, desto einfacher fällt es einem Veranstalter, mal eine Saison ausfallen zu lassen oder eine Veranstaltung absagen zu können.Christian Buschhoff 

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