Melanie Stein ist allein zu Haus mit Kevin Kühnert

„Man kann ein Krankenhaus nicht wie ein Autohaus betreiben“

Weil seine Mutter Fan des englischen Stürmers Kevin Keegan war, nannte sie ihren Sohn Kevin. Kevin Kühnert ist heute Chef der Jusos und stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD. Außerdem ist er Fußballfan. Wie es einem sportbegeisterten Politiker in der Corona-Krise geht, hat er in der ersten Folge von „Allein zu Haus“ erzählt. Seine Hoffnung: dass Menschen aktuell die Gemeinschaft mehr schätzen lernen.

Kevin Kühnert allein zu Haus

Keine Jogginghose, sondern Jeans. Kevin Kühnert wolle sich trotz Homeoffice ein Stück Alltag bewahren, erzählt er im Skype-Gespräch. Videokonferenzen seien für den Bundesvorsitzenden der Jusos nichts Neues – nur die hohe Anzahl mache ihm zu schaffen. Ein richtiges Arbeitsfeeling komme für den 30-Jährigen zu Hause trotzdem nicht auf.

Selbst wenn ich genauso viel schaffe wie an einem Büro-Tag, komme ich mir immer unproduktiv vor.

Kevin Kühnert, SPD

Er sieht jedoch auch Vorzüge am Homeoffice: In der Küche seiner 3er-WG in Berlin-Schöneberg darf geraucht werden.

Das ist der einzige Indoor-Rauch-Space, der mir noch zur Verfügung steht.

Kevin Kühnert, stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD

Ihm sei bewusst, dass das Corona-Virus für ihn als Raucher besonders gefährlich werden könnte. Doch damit aufzuhören, habe er bereits aufgegeben und würde es in der aktuellen Situation eher als aktionistisch empfinden, so Kühnert. Viel mehr sorge er sich um die gesellschaftlichen Folgen, die das Virus mit sich bringen könnte.

Ich mache mir Gedanken um unsere Demokratie, ob die gut durchkommen wird durch diese Phase.

Kevin Kühnert, stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD

Sollte es nicht gelingen zu zeigen, dass die Demokratie nicht nur die Eliten, sondern auch „normale Menschen“ rettet, könnte das autoritären Parteien die Tür öffnen. Enttäuscht zeigt sich Kühnert derzeit von der EU: In der aktuellen Krisensituation hätten beinahe alle Länder nationalstaatlich gehandelt. So seien die Grenzschließungen beispielsweise nicht auf der Basis eines gemeinsamen Beschlusses zustande gekommen, sondern durch den Domino-Effekt: Einer hat begonnen, die anderen haben es nachgemacht.

Im Hinblick auf die schweren Schicksale aufgrund des Coronavirus tut sich Kühnert mit dem Begriff „Krise als Chance“ schwer. Trotzdem glaubt er, dass aktuell mehr Menschen den Wert von Gemeinschaft schätzen lernen und verstärkt auf andere achtgeben. Auch könne die aktuelle Situation dazu führen, bessere Gehälter für medizinisches Personal auszuhandeln und das Gesundheitssystem zu verändern.

Man kann ein Krankenhaus nicht wie ein Autohaus betreiben und sagen: Wenn ihr keine schwarzen Zahlen schreibt, dann müsst ihr zumachen.

Kevin Kühnert, stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD

Das Corona-Virus stellt Kulturschaffende, Freiberufler und andere Berufsgruppen vor Herausforderungen. Deshalb spricht Melanie Stein in Allein zu Haus mit Betroffenen darüber, wie sie ihr Berufsleben neu gestalten. Das Ziel: Unterhalten, Mut machen und Menschen anregen, gerade jetzt zu gestalten. In dieser Folge spricht Moderatorin Melanie Stein mit Kevin Kühnert.