Sportstreaming | Amateurfußball

Geht die Romantik verloren?

Wer keine Lust mehr hat auf die Glitzerwelt des Profifußballs, findet im Amateurfußball eine Alternative. Dank Streaminganbietern kann man die Lieblingstruppe sogar im Fernsehen verfolgen. Aber zerstört das nicht ein wenig die Romantik der Kreisklasse?

Heimathafen Amateurfußball?

Transfers für Fantasiesummen, Superstars, die nur an der Vermarktung der eigenen Person interessiert sind, und dann auch noch Helene Fischer in der Halbzeitpause. Der Profifußball entfernt sich immer mehr von seinen Fans.

Wer stattdessen auf der Suche nach Fußballromantik ist, wird im Amateurfußball fündig. Vom Vereinspräsidenten handgegrillte Bratwurst, Bier zum Selbstkostenpreis und im Hintergrund der unvermeidliche Meckerrentner. In diesem Biotop ist die Fußballwelt noch in Ordnung.  Hier wird noch ehrlicher Fußball gespielt – so sehen es Kreisklassen-Romantiker.

Digitalisierung des Amateursports

Mittlerweile kann man seinen Stadtteilklub sogar vom eigenen Sofa aus verfolgen. Die Streaminganbieter sporttotal.tv und soccerwatch.tv bringen die Truppe vom Bolzplatz gegenüber auf die Bildschirme und Smartphones. Sie vermieten Kameras, die in der Lage sind, dem Geschehen auf dem Platz automatisch zu folgen und es direkt auf die Plattformen der Anbieter streamen. Für die Vereine sollen dadurch die Sichtbarkeit und damit auch die Werbeeinnahmen steigen.

Video ist eine ganz, ganz tolle Wahrnehmungsform. Denn sagen zu können: „Guck mal, ich bin im Fernsehen“, das ist eigentlich, glaube ich, für jeden was besonderes. – Andreas Teipel, heimspiel-online.de

Für die Fans ist der Service kostenlos. Finanziert werden die Projekte über Werbung. Außerdem stehen hinter den Anbietern größere Konzerne. sporttotal.tv wird von der Telekom unterstützt, soccerwatch.tv von Vodafone.

Kreisklasse als Start-Up

Dabei wollen die Streaminganbieter auch für Investoren interessant werden. So hat beispielsweise ein großer IT-Dienstleister 30 Prozent der Anteile an soccerwatch.tv gesichert. Auch die schrille Marketingkampagne von sporttotal.tv passt in dieses Bild. Unter dem Claim „Die Stars von nebenan“ stellen Amateurkicker die Jubelposen von Stars aus dem Profifußball nach.

Beginnt mit diesem Projekten nun die Kommerzialisierung des Amateurfußballs? Und wie finden es die Spieler, plötzlich im Rampenlicht zu stehen? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Andreas Teipel gesprochen. Als Geschäftsführer und Gründer des Portals heimspiel-online.de berichtet er seit über 20 Jahren über Amateursport im Münsterland.

Wenn die Leute ein gutes Angebot bekommen, was denen Freude macht, was die Sichtbarkeit ihrer Tätigkeit im Verein, die ja sehr wichtig ist, erhöht, dann ist öffentliche Wahrnehmung immer im Sinne des Amateursports.Andreas Teipel 

Redaktion: Sebastian Ernst

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