Imame in Deutschland

Keine einheitliche Ausbildung

In deutschen Moscheen arbeiten rund 2.000 Imame. Der allergrößte Teil von ihnen stammt allerdings aus dem Ausland. Denn die Imam-Ausbildung steckt hierzulande noch in den Kinderschuhen.

Prediger, religiöser Erzieher und Seelsorger: Für christliche Priester in Deutschland gehört es zum Alltag, in mehreren Bereichen zu arbeiten. Imame hingegen übernehmen normalerweise nur die Rolle des Vorbeters – zumindest in muslimischen Ländern. Einer der Aspekte, die bei der Imam-Ausbildung hierzulande womöglich in Zukunft noch mehr berücksichtigt werden wird. Womöglich auch, weil einige islamische Gemeinden Imame, die in Deutschland ausgebildet worden sind, nicht anerkennen.

Die Ausbildung muss an Bedürfnisse der Muslime in Deutschland angepasst werden. – Hamideh Mohagheghi, Universität Paderborn

Während die Ausbildung von katholischen Priestern in Deutschland durch Theologiestudium und Priesterseminar weitestgehend fest vorgeschrieben ist, haben Imame teilweise sehr unterschiedliche Werdegänge hinter sich. Neben Selbst- und Hochschulstudium bieten auch private Bildungszentren oder die klassischen Islaminstitute – „Madrasa“ – die Ausbildung zum Imam an.

Die universitäre Ausbildung von muslimischen Priestern in Deutschland jedoch steht noch am Anfang. Ein einheitliches Ausbildungskonzept existiert nicht. Erst seit wenigen Jahren bieten deutsche Hochschulen ein Studium der Islamischen Theologie an, darunter die Universitäten Münster und Frankfurt. Zum Wintersemester 2017/18 eröffnet die Humboldt-Universität in Berlin das sechste Islam-Zentrum in Deutschland. Bislang entscheiden sich die meisten Absolventen der Islamischen Theologie jedoch gegen eine Tätigkeit als Imam. Viele entscheiden sich nach dem Studium dazu, als Lehrer oder Sozialpädagoge zu arbeiten.

90 Prozent der Imame kommen aus dem Ausland

Angesichts der noch ausbaufähigen Ausbildungskonzepte hierzulande, ist es nicht überraschend, dass 90 Prozent der Imame in deutschen Moscheen aus dem Ausland kommen. Ein Großteil von ihnen hat seine Ausbildung in der Türkei gemacht. Die Türkisch-Islamische Union (DITIB) entsendet – unterstützt durch die türkische Regierung – regelmäßig Imame nach Deutschland. Mehr als ein Drittel der deutschen Moscheen werden mittlerweile von DITIB betrieben. Die Türkei übe auf diese Weise politischen Einfluss auf Deutschland aus, bemängeln Kritiker immer wieder.

Über die Aufgaben und Ausbildungswege von Imamen in Deutschland hat detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert mit der Religionswissenschaftlerin Hamideh Mohagheghi gesprochen.

Die universitäre Ausbildung in der islamischen Theologie ist Neuland in Deutschland.Hamideh Mohaghegi 

Redaktion: Friederike Rohmann