Nach der geplanten Führerscheinreform der EU soll eine verbindliche Verkehrstauglichkeitsprüfung für Autofahrer über 70 Jahren eingeführt werden. Laut ADAC treffen diese Sicherheits-Checks die falsche Zielgruppe.
In Deutschland gibt es keine regelmäßige Fahrtauglichkeitsprüfung. Wer einmal seine Führerscheinprüfung bestanden hat, behält die Fahrerlaubnis ein Leben lang, solange man sich nichts zuschulden kommen lässt. Das sieht in anderen Ländern anders aus: In der Schweiz muss ab einem Alter von 70 Jahren eine Kontrolluntersuchung bestanden werden. In Dänemark braucht man ab 75 Jahren ein ärztliches Attest, um den Führerschein zu verlängern, und muss diesen mit 80 Jahren neu beantragen. Strenge Regeln gibt es auch in Spanien: Dort ist alle fünf Jahre eine medizinische Untersuchung für Autofahrer und Autofahrerinnen ab 65 verpflichtend.
Plan der EU ist es nun, diese unterschiedlichen Regelungen aneinander anzugleichen. Führerscheine sollen dann EU-weit 15 Jahre gültig sein, statt wie bisher nur zehn Jahre. Ab einem Alter von 70 Jahren ist dann der Führerschein nur noch 5 Jahre gültig und bietet damit die Möglichkeit einer regelmäßigen Fahrtauglichkeitsprüfung. Die Europäische Kommission muss diese Pläne noch absegnen.
2021 waren bei einem Drittel aller Verkehrsunfälle mit tödlicher Folge Personen über 65 Jahren beteiligt. Sehvermögen und Reaktionsgeschwindigkeit können mit dem Alter nachlassen. Laut ADAC ist das Unfallrisiko durch ältere Fahrer jedoch nicht außergewöhnlich hoch. Senioren und Seniorinnen sind demnach keine Gefährder, da sie besonders vorausschauend fahren, größeren Abstand halten und riskante Manöver vermeiden. Sie sind eher Gefährdete.
Ob die geplanten Checks für Autofahrer und Autofahrerinnen im Rentenalter also wirklich zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr führen, wann die Fahrtauglichkeit geprüft werden sollte, und welche Alternativen es geben könnte, darüber hat detektor.fm-Redakteurin Eva Heiligensetzer mit Andreas Hölzel, Unternehmenssprecher vom ADAC, gesprochen.