Beratungsstellen gegen Radikalisierung

„Die Jugendlichen stehen am Ende eines Isolationsprozesses“

Die Propaganda der Salafisten und Dschihadisten in Deutschland wird immer professioneller. Die Zahl ihrer jungen Anhänger nimmt weiter zu. Aber es gibt Widerstand. Viele Beratungsstellen versuchen, den Eltern und Jugendlichen zu helfen.

In Deutschland sympathisieren immer noch einige Jugendliche mit den radikalen Islamisten vom Islamischen Staat. Die Zahl der Jugendlichen, die sich auf den Weg nach Syrien oder Nordirak in den „Heiligen Krieg“ begeben, nimmt weiterhin zu. Da ist Präventionsarbeit notwendig – in Gemeinden, dem sozialen Umfeld und auch in der Schule.

Bereits seit 2012 betreibt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge deshalb eine Beratungsstelle gegen Radikalisierung, nun hat auch die Stadt Berlin eine eigene Beratungsstelle eröffnet. Eltern, die sich Sorgen machen, dass sich ihr Kind der Terrormiliz Islamischer Staat anschließen könnte oder das vielleicht bereits getan hat, erhalten hier Hilfe und Unterstützung. Mittlerweile gibt es auch in Hamburg oder Bremen Beratungsstellen.

Radikalisierung: Beratungsstellen bieten Hilfe an

Die Beratungsstellen konzentrieren sich gezielt auf das Umfeld der Jugendlichen.

Wir arbeiten mit den Eltern, mit Bekannten, mit Freunden vielleicht auch mit Imamen oder Lehrern zusammen, die an den Jugendlichen dran sind und eine Bindung zu ihnen haben. Hier gibt es noch eine gewisse Vertrauensbasis von Seiten der Jugendlichen. Wir coachen sie, wie sie sich verhalten können, um eine weitere Radikalisierung zu stoppen. – Andre Taubert, Beratungsstelle Legato Hamburg

Den Eltern wird geraten, sich lieber einmal zu viel bei Beratungsstellen zu melden und sich beraten zu lassen.

Propagandastrategien der Salafisten

Der IS verlässt sich beim Anwerben Jugendlicher nicht nur auf die Massenmedien, er setzt auch vermehrt auf soziale Netzwerke. Wenn Jugendliche sich dort für salafistische Inhalte interessieren, werden sie direkt angeschrieben. Die Kommunikation läuft versteckt und privat über Chatdienste wie Whatsapp weiter. In den Chatverläufen erzählt der IS dann viel vom Paradies, dem gläubigen Leben in Syrien oder Nordirak und benutzt häufig eine Mischung aus Jugend-Sprache und religösen Begriffen.

Noch vor einigen Jahren haben radikalisierte Jugendliche ihrem Umfeld zu zeigen versucht, woran sie glauben. Sie wollten ihre Familie und ihren Freundeskreis missionieren. Nun wird ihnen von Salafisten per Chat geraten, ihre Einstellungen geheim zu halten. Das führt dazu, dass Eltern manchmal erst realisieren was mit ihren Kindern los, wenn es vielleicht schon zu spät ist.

Über die Arbeit in Beratungsstellen gegen Radikalisierung hat detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit Andre Taubert gesprochen. Er ist Sozialarbeiter und betreut die Beratungsstelle Legato in Hamburg.

Als Eltern kann man sehr viel tun. Das heißt nicht, dass die Elternhäuser immer das Problem sind. Aber sie sind ganz oft der Schlüssel und man kann Eltern sehr viel mitgeben.Andre Taubert 

Redaktion: Nasti Neher