Berliner Republik | Nicolaus Fests Kommentar: Ein kalkulierter Skandal?

Aufregung über islamfeindliche Äußerungen in der Bild am Sonntag

Der stellvertretende Chefredakteur der Bild am Sonntag, Nicolaus Fest, leistet sich einen islamophoben Fehltritt. Darauf folgen ein Shitstorm und deutliche Kritik aus dem eigenen Haus. „Seinen Kommentar heute halte ich für falsch!“, twittert Kai Diekmann noch am selben Tag. Das ist unser Thema im politischen Gespräch der Woche mit dem Debatten-Magazin The European.

In einem Kommentar von rund 100 Worten macht Nicolaus Fest am Wochenende seinem Islam-Hass in der Bild am Sonntag Luft. Der Islam sei gewalttätig, frauenverachtend, schwulenfeindlich. „Ich brauche keinen importierten Rassismus, und wofür der Islam sonst noch steht, brauche ich auch nicht“, schreibt Fest. Religion sei nicht immer ein „Integrationhindernis“, doch der Islam sei mit Kriminalität, Zwangsheiraten und Ehrenmorden nicht integrationsfähig, so der nach eigenen Angaben „religionsfreundliche Atheist“ Fest. Er suggeriert, dass diese Erkenntnis auch in der Einwanderungpolitik berücksichtigt werden solle.

Fest im Shitstorm

Auf seinen Artikel folgte nicht nur ein Shitstorm von Lesern, Politikern und anderen Medien. Es hagelte auch Kritik aus dem eigenen Haus: Die Chefredakteurin der Bild am Sonntag, Marion Horn, sowie der Chefredakteur der Bild, Kai Diekmann, distanzierten sich noch am gleichen Tag deutlich von Fests Text. Bei Bild trenne man scharf zwischen Islam und Islamismus, kommentierte Diekmann. Horn entschuldigte sich via Twitter für den entstandenen Eindruck der Islamfeindlichkeit bei Bild am Sonntag. Für eine intellektuelle Auseinandersetzung tauge der Fest-Kommentar jedenfalls nicht, meint Alexander Görlach im Interview.

Es sollte ein wohlkalkulierter Skandal inszeniert werden.Alexander Görlach 

Alexander Görlach ist Chefredakteur des Debatten-Magazins The European. Mit ihm sprechen wir jeden Montag in unserer Serie Berliner Republik über das aktuelle Geschehen in der Berliner Politik.