Bewerten von anderen: nur menschlich?

Daumen hoch!

Vierzig Prozent der Deutschen fände es gut, das Verhalten ihrer Mitmenschen bewerten zu können. Das ist bei einer repräsentativen Umfrage des britischen Meinungsforschungsinstituts YouGov herausgekommen. Aber warum bewerten wir eigentlich so gerne?

Das Bewertungssystem Homo sapiens

Like oder Dislike? Der „Gefällt mir“-Button auf Facebook ist ein häufig und gern genutztes Tool, um unsere Mitmenschen und deren Handeln zu bewerten. Aber nicht nur auf Facebook machen wir das. Wir urteilen auch im echten Leben ständig über andere. Zunächst geht es nur um das Aussehen. Aber je besser wir einen Menschen kennenlernen, desto mehr treten Äußerlichkeiten in den Hintergrund und wir bewerten sein Verhalten. Und in manchen Staaten ist das sogar so gewollt: beim Social-Scoring in China zum Beispiel.

Bewerten ist etwas, das wir von morgens bis abends tun. – Prof. Dr. Daniel Leising, Psychologe

Schau mal da!

Das alles passiert häufig unterbewusst und Vorurteile sind schnell gefasst. „Don’t judge a book by its cover“, heißt es dann gerne – also urteile nicht zu schnell. Denn Vorurteile schaden dem gesellschaftlichen Miteinander. Aber Vorurteile haben zu Unrecht einen so schlechten Ruf. Sie können uns nämlich auch helfen, uns in der Gesellschaft zurechtzufinden.

Wir bewerten, weil das etwas evolutionär Vorteilhaftes ist. Wenn ich versuche, möglichst schnell ein Bild davon zu bekommen, was andere möglicherweise tun, erhöht das meine Lebenswahrscheinlichkeit. Heute geht es nicht mehr ums nackte Überleben, sondern darum, ob man mit Leuten klarkommt, ob sie was für mich tun können. – Daniel Leising

Und somit sind soziale Bewertungen in Teilen auch wichtig, um langfristige Entscheidungen zu treffen. Warum Menschen andere Menschen beurteilen und warum das nicht immer schlecht sein muss, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit dem Psychologen Prof. DrDaniel Leising gesprochen.

Wir zwei könnten uns jetzt darüber unterhalten, was jemand, den wir nicht leiden können, alles verkehrt macht. Und das hat dann unter anderem den Effekt, dass wir zwei uns dann auch verbundener fühlen.Prof. Dr. Daniel Leising 

Redaktion: Maria Zahn

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