Der Fall Assange: diplomatischer Konflikt um WikiLeaks-Gründer

WikiLeaks-Gründer Julian Assange versteckt sich weiterhin in der ecuadorianischen Botschaft in London – aus Angst, er könne an Schweden und die USA ausgeliefert werden. Dort drohen ihm Gerichtsprozesse, unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs.

Patricia Schäfer 

„Mein Dank gilt den klügeren Köpfen in Regierungen, die immer noch für Gerechtigkeit kämpfen“, rief Julien Assange seinen Anhängern zu, die sich am Wochenende vor der ecuadorianischen Botschaft in London versammelt hatten. Er hielt vom Balkon aus eine Ansprache, in der er unter anderem die USA aufgefordert hat, die „Hexenjagd“ auf die Enthüllungsplattform WikiLeaks einzustellen.

Aus der Botschaft wagt er sich momentan nicht. Denn rund um das Botschafts-Gelände haben sich britische Polizisten versammelt, die darauf warten, ihn festzunehmen, sobald er britischen Boden betritt.

Der ecuadorianische Außenminister Patiño hatte vergangene Woche in einer Pressekonferenz bekanntgegeben, dass Assange Asyl gewährt werden soll.

Südamerika lehnt sich gegen westliche Mächte auf

Mittlerweile haben sich auch Argentinien, Bolivien, Kuba und andere südamerikanische Staaten zu dem Fall geäußert. Sie unterstützen Ecuadors Entscheidung und drohen Großbritannien mit ernsthaften Konsequenzen, sollte das Land den diplomatischen Status der Botschaft missachten.

England hatte offenbar erwogen, die Botschaft in London zu stürmen. Dabei würde die diplomatische Immunität der Botschaft außer Kraft gesetzt und das ist nur nach einem britischen Gesetz von 1987 möglich. Der Fall strapaziert die Beziehungen zwischen Ecuador und Großbritannien.

Droht Assange ein unfairer Prozess?

Assange war bereits am 19. Juli in die Botschaft geflüchtet. Der Grund für seine Flucht: die schwedische Staatsanwaltschaft hat ihn angeklagt, weil er zwei Frauen sexuell misshandelt haben soll. Assange bestreitet das. Er ist nach eigener Aussage bereit nach Schweden ausgeliefert zu werden, wenn ihm Schweden garantiert, ihn nicht an die USA zu übergeben. In den USA drohen ihm weitere Prozesse und einige Beobachter fürchten gar ein Todesurteil. Die Plattform WikiLeaks hat viele Skandale zu den Kriegen in Irak und Afghanistan öffentlich gemacht.

Wie die Situation in London ist und welche Möglichkeiten Assange jetzt hat, darüber haben wir mit Patricia Schäfer gesprochen. Sie ist Auslandskorrespondentin im ZDF-Studio in London.