detectiv | Faktencheck kroatische Nationalmannschaft

Spenden Kroatiens Fußballer ihre WM-Prämien?

Ein vermeintlicher Brief an die Regierung im Namen der kroatischen Nationalmannschaft ist viral gegangen. Was steckt dahinter?

Nachricht aus dem „Parallel-Universum“

Am 13. Juli postet der Kroate Igor Premuzic auf seiner eigenen Facebook-Seite einen Beitrag mit dem Titel „Parallel-Universum / offener Brief an die kroatische Öffentlichkeit”. Er unterzeichnet den Post zunächst mit dem Namen des kroatischen Nationaltrainers Zlatko Dalić. Der Brief thematisiert politische Missstände und die Kinderarmut in Kroatien. Und behauptet: Die kroatische Nationalmannschaft wolle alle WM-Erlöse an einen Kinder-Hilfsfond spenden.

Kleines Sozialexperiment

Schon eine Stunde nach Veröffentlichung ändert Igor Premuzic den Namen des Trainers in seinen eigenen. Schon früh lassen deshalb sowohl Überschrift als auch Signatur an der Echtheit der Nachricht zweifeln. Einen Tag später erklärt Igor Premuzic bei Facebook: Es handele sich um ein Experiment. Er wolle damit verdeutlichen, wie schnell derlei Nachrichten unhinterfragt verbreitet werden. Die Meldung gerät dennoch in Umlauf und wird tausende Male geteilt. Allerdings ohne Überschrift und Namen des eigentlichen Verfassers. Sogar einige deutsche Zeitungen übernehmen die Falschmeldung.

Wirklich in Umlauf gekommen ist die Nachricht erst einen Tag nach dem Finale. Da hat eine kroatische Facebook-Seite diesen Post geteilt, hatte aber alle Hinweise auf den Autor entfernt. Und das haben dann viele Medien aufgegriffen, auch deutsche. Cristina Helberg von correctiv.org

Kroatische Nationalmannschaft dementiert

Mittlerweile hat auch der kroatische Fußballverband die Meldung dementiert. Auf keiner offiziellen Seite der kroatischen Nationalmannschaft oder des Trainers hat es jemals eine Spenden-Ankündigung gegeben. Die Nachricht ist also offensichtlich falsch.

Der kroatische Fußballverband hat ganz klar dementiert und gesagt: ‚Wir haben niemals ein Statement dazu rausgegeben.‘ Cristina Helberg

Wie die Meldung trotzdem so schnell in Umlauf geraten konnte und was noch dahinter steckt, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit Cristina Helberg von correctiv.org gesprochen.

Für uns war es recht einfach, hinterher festzustellen, dass es eine Falschmeldung war. Aber genau die Möglichkeit hätten auch alle anderen Medien gehabt.Cristina Helberg 

Redaktion: Berit Ström

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