detectiv | Neues im Fall „Diakoniewerk Bethel“

Neuer Name, altes Spiel?

Das umstrittene Gesundheitswerk Bethel ist nun offiziell aus der Diakonie ausgetreten. Was bedeutet das? Ein Nachtrag zur correctiv-Recherche.

Austritt vor Ausschluss?

Es gibt neue Entwicklungen in der Geschichte um das ehemalige Diakoniewerk Bethel. Vor etwa einem Jahr hat detektor.fm bereits über die umfangreiche Recherche von correctiv berichtet. Bethel-Vorstand Karl Behle ist dabei vorgeworfen worden, sich bei der Umwandlung des Vereins in eine GmbH massiv bereichert zu haben. Als Vorstand des Unternehmens soll er Berichten zufolge ein überdurchschnittliches Jahresgehalt sowie enorme Rentenauszahlungen eingestrichen haben. Wie sich daraufhin heraus gestellt hatte, stand er auch hinter den Stiftungen, die solche Vorhaben hätten kontrollieren können.

Nun hat das Unternehmen den Austritt aus der Diakonie sowie eine Namensänderung zu „Gesundheitswerk Bethel Berlin“ verkündet. Schon vorher hat es Bestrebungen gegeben, Bethel aus dem Verband auszuschließen. Dem ist das Werk jetzt offenbar zuvorgekommen.

Diese Marke Diakonie geht verloren. Die steht ja auch für etwas: christliche Werte in der Arbeit und besondere Verpflichtungen. Ich glaube, eine Konsequenz ist, dass die Attraktivität für Bethel als Arbeitgeber sinken wird, wenn das jetzt außerhalb der offiziellen Kirchlichkeit stattfindet. Das ist nicht unerheblich. – Jonathan Sachse, correctiv

Kein Strukturwandel bei Bethel

Damals wurde auch infrage gestellt, ob das Werk angesichts des hohen Gehalts für Behle, noch als gemeinnützig gelten kann. Allerdings ist diese Frage abhängig von einigen Gerichtsurteilen in anderen Fälle, die derzeit noch verhandelt werden.

Es könnte entscheidend sein, was dort in den nächsten Monaten von den Gerichten beschlossen wird. Da geht es auch um übernäßig hohe Gehälter in gemeinnützigen Einrichtungen. Und wenn es dort ein Urteil gibt, […] dann könnte das auch einen direkten Einfluss auf Bethel haben. – Jonathan Sachse, correctiv

Tatsächlich scheint sich für Jonathan Sachse in den Monaten nach der Recherche nichts an den Machtstrukturen im Werk geändert zu haben. Bisher hat der Werksleiter Karl Behle sich zu den Vorwürfen nicht geäußert.

Über den Austritt des umstrittenen Gesundheitswerks Bethel aus der Diakonie, hat detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber mit Jonathan Sachse von correctiv gesprochen.

In den letzten Monaten ist immer gesagt worden, dass Bethel sich irgendwann der Öffentlichkeit gegenüber äußert und zu den Vorwürfen auch Stellung bezieht. Das ist nie passiert.Jonathan Sachse 
detectiv – Die Recherche-Serie | Update im Fall des Gesundheitswerks Bethelhttps://detektor.fm/wp-content/uploads/2018/09/update-im-fall-des-gesundheitswerks-bethel_web.mp3

Redaktion: Valérie Eiseler


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