detectiv | Zweifelhafter Faktencheck

(K)ein Tool, das hilft

Faktenchecks gibt es, um eine Welt voller Falschmeldungen und mit immer mehr Nachrichten etwas durchschaubarer zu machen. Sollte man zumindest meinen. Es kommt aber auch vor, dass Faktenchecks selbst falsche Informationen verbreiten.

Das Problem mit dem Faktencheck

Faktenchecks sind nicht per se verlässliche Quellen, wenn es um glaubwürdige Nachrichten geht. Das legt zumindest eine Correctiv-Recherche nahe. Aber von vorne: Ende Mai 2018 ist in der Rheinischen Post ein Artikel erschienen. Darin steht, dass jeder vierte Geflüchtete in Deutschland eine Arbeit hat. Allerdings fehlen genaue Belege für diese Behauptung. Und da setzt ein angeblicher Faktencheck, der auf der Seite Philosophia Perennis erschienen ist, an.

Die Journalistin hat mit einem Forscher des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gesprochen, hat auf ihn verwiesen, aber keine Zahlen offen gelegt. – Cristina Helberg, Correctiv

Darin wird behauptet, nur 18 Prozent der Geflüchteten hätten Jobs. Belegt wird das mit offiziellen Zahlen. Klingt also ersteinmal glaubwürdig. Das Recherche-Netzwerk Correctiv hat diesen Faktencheck aber nocheinmal gecheckt – und festgestellt, dass der Autor selbst mit irreführenden Zahlen arbeitet.

Verlorenes Vertrauen

Und genau hier liegt das Problem. Wenn Faktenchecks nämlich anfangen, falsche Informationen zu verbreiten, leidet der Ruf aller Angebote. Ein Mittel dagegen kann nur sein, noch genauer zu arbeiten und Behauptungen möglichst nachvollziehbar zu belegen.

Journalisten müssen transparenter sein, in Artikeln mehr verlinken, mehr Zahlen nennen. Und zwar nicht nur das Ergebnis, sondern auch wie wir zu der Berechnung gekommen sind. – Cristina Helberg

Was es mit dem Fall auf sich hat und was das ganz allgemein für Faktenchecks bedeutet, hat detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang mit Cristina Helberg von Correctiv besprochen.

Wir führen jetzt Faktenchecks der Faktenchecks durch. Aber ich denke, das ist auch die logische Schlussfolgerung. Denn natürlich reagieren Menschen, die gezielt Falschinformationen verbreiten, auf unsere Faktenchecks.Christina Helberg