Doping | Britischer Arzt versorgt 150 Sportler

Verbotene Hormone auf Rezept?

Ein neuer Doping-Skandal bahnt sich an: Deutsche und britische Journalisten sind bei Recherchen auf einen Arzt gestoßen, der vor versteckter Kamera berichtet, dass er 150 Sportler mit Dopingmitteln versorgt hat – und das obwohl die britische Ant-Doping-Behörde seinen Namen bereits kennt.

Auf dem Papier ist Mark Bonar eigentlich Gynäkologe, dennoch hat er in seiner Praxis offenbar auch diverse männliche Patienten begrüßt. Viele von ihnen sollen Sportler gewesen sein: Fußballer, Tennisspieler, Radsportler oder Boxer. Sie haben den Arzt offenbar kontaktiert, weil sie ihre Leistungen steigern wollten. Von ihm sollen sie Rezepte für potente Hilfsmittel erhalten haben, darunter auch Erythropoetin (EPO) oder Testosteron – Substanzen, die auf den Doping-Listen stehen.

Doping: Verbotene Leistungssteigerung durch EPO

EPO hat in den letzten Jahren bereits durch unzählige Skandale eine zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Zahlreiche Radsportstars standen wohl in den 1990er-Jahren unter EPO-Einfluss, während sie Rennen gewannen und ihre größten Erfolge einfuhren. Lance Armstrong und Jan Ullrich sind dabei nur die prominente Spitze des Eisberges. EPO fördert als Hormon die Bildung roter Blutkörperchen, die verantwortlich für den Sauerstofftransport im Blut sind und somit eine höhere Leistungsfähigkeit ermöglichen.

Die Anti-Doping-Behörde hat dem Whistleblower keinen Glauben geschenkt, dabei hatte er Medikamente vom Arzt verschrieben bekommen, zum Beispiel EPO. – Hajo Seppelt, Dopingexperte der ARD

Im Patientenkreis von Mark Bonar haben sich wohl neben zahlreichen Spitzenathleten auch Radsportler befunden, wie der Arzt im Gespräch mit einem Lockvogel vor versteckter Kamera verraten hat. Auch in der Premier League, Englands höchster Spielklasse im Fußball, hat er nach eigener Aussage Patienten, die er mit Doping-Mitteln versorgt.

Ließen sich auch Fußballer vom Arzt dopen?

Dabei werden Vertreter des Sports nicht müde zu betonen, dass Fußball als Teamsport keine Grundlage für Doping biete, da es ja um viel mehr als nur Athletik und Kondition gehe. Trotzdem sagt Bonar, dass er auch Spieler von Leicester City, FC Chelsea und Arsenal London betreue. Die Vereine streiten das vehement ab und behaupten, es gebe keine Beweise.

An den Recherchen rund um Mark Bonars fragwürdigen Kontakt zu Sportlern sind Journalisten der ARD und der britischen Zeitung Sunday Times beteiligt gewesen. Auf deutscher Seite hat auch der mehrfach ausgezeichnete Dopingexperte Hajo Seppelt an dem Fall gearbeitet. detektor.fm-Moderatorin Maj Schweigler hat mit ihm über die Ausmaße und Hintergründe dieses neuen Doping-Skandals gesprochen.

Das Versäumnis ist aus meiner Sicht auch bei den Funktionären der britischen Anti-Doping-Agentur zu suchen.Hajo Seppelt 

Redaktion: Markus Vorreyer