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Die Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke war gut gemeint, aber wurde nicht gut umgesetzt. Foto: Saeed Khan | AFP
Bild: Saeed Khan | AFP

Engpass bei Cannabis

Kaum Gras für Schmerzpatienten

Seitdem medizinisches Marihuana in Deutschland legal erworben werden kann, sehen sich Apotheken und Patienten mit Lieferengpässen konfrontiert. Krankenkassen und Produzenten von Cannabis haben den Bedarf unterschätzt. An der Knappheit ist auch die Bundesregierung nicht ganz unbeteiligt.

Lieferengpässe bei legalem Cannabis

Legal Cannabis konsumieren? Für viele Schmerzpatienten ist das seit Anfang des Jahres möglich. Seitdem melden Krankenkassen und Apotheken eine steigende Nachfrage nach medizinischem Marihuana. Doch nun kommt es im gesamten Bundesgebiet zu Lieferengpässen. Betroffene müssen sich deswegen auf längere Wartezeiten einstellen.

Ein hausgemachtes Problem

Bisher ist der industrielle Anbau von Hanf für medizinische Zwecke in Deutschland verboten. Deshalb beziehen die Apotheken ihren Vorrat aus den Niederlanden und Kanada. Die weltweit gestiegene Nachfrage von Cannabis stellt die Produzenten vor Herausforderungen. Hersteller beklagen unter anderem lange Bewilligungsverfahren für die Importe. Diese liegen in der Zuständigkeit des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Darüber hinaus fehlt es dem Gesetz an klaren Kriterien, die eine Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen fordern. Nur selten werden Kosten übernommen. Im Gegensatz zu anderen Medikamentenzulassungen seien Neben- und Wechselwirkungen von Cannabismedikamenten noch nicht hinreichend erforscht.

Auch Ärzte sehen sich hohem bürokratischen Aufwand und Rückzahlungsansprüchen durch die Kassenärztliche Vereinigung ausgesetzt. Die Grünen fordern daher Nachbesserungen am Gesetz.

Das Hauptproblem sehe ich darin, dass eine Verschreibung von Cannabis als Medizin für Ärzte überhaupt nicht attraktiv ist. – Franjo Grotenhermen, Arzt und Mitglied der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente

Cannabis made in Germany

Ab 2019 soll eine Cannabisagentur den Anbau und die Abgabe von Cannabis in Deutschland kontrollieren. Bis dahin müssen sich Patienten mit dem unzureichenden Import begnügen. Doch auch danach werden bürokratische Hürden wie komplizierte Ausschreibungsverfahren und das internationale Einheits-Übereinkommen über Suchtstoffe Anbau und Vertrieb stark reglementieren. Auch wenn alles danach aussieht – eine grundlegende Änderung zur Bewertung der Freigabe von Cannabis durch die Bundesregierung ist das nicht. Auch Selbstanbau bleibt weiterhin illegal.

Über die Ursachen des Cannabisengpasses für Patienten hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit Franjo Grotenhermen, Mediziner und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente, gesprochen.

Franjo Grotenhermen - ist Arzt und arbeitet für die Internationale Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente.

ist Arzt und arbeitet für die Internationale Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente.
Ich denke, dass das Betäubungsmittelgesetz geändert werden muss. Die Strafverfolgung eines Patienten, der nach Auffassung eines Arztes Cannabis als Medizin benötigt, muss beendet werden.Franjo Grotenhermen
Probleme mit medizinischem Cannabis 05:51

Redaktion: Jérôme Fischer

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