Feminismus in der Schule

„Wir müssen alle an einem Strang ziehen.“

Beyoncé mixt ihre Worte, ihre youtube-Botschaft zum Feminismus wurde mehr als zwei Millionen Mal geklickt: Chimamanda Ngozi Adichie wird zu einer Stimme des modernen Feminismus. Nun wird ihre Rede in schwedischen Schulen verteilt. Sinn oder Unsinn?

„Ich möchte in einer Welt leben, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Und deswegen bin ich eine Feministin.“ Das sind Worte, die von Chimamanda Ngozi Adichie stammen. Mit dem TED-Talk „We should all be feminists“ hat sie Millionen von Menschen erreicht – und es bis in die schwedischen Schulen geschafft.

Denn dort wird „We should all be feminists“ als Essay an Jungen und Mädchen der 11. Klasse verteilt. Das Buch wird als Geschenk einer feministischen Initiative ausgegeben. Bezwecken wollen die Vereine damit vor allem eins: den Diskurs über Gleichberechtigung fördern.

Feminismus im Unterricht?

Während das Buch in Schweden ein Sprungbrett für den Gender-Diskurs sein soll, geht man in England sogar noch einen Schritt weiter. Dort behandeln Jugendliche den Feminismus im Fach Politik. Allerdings wird derzeit darüber diskutiert das Thema wieder aus dem Abitur zu nehmen.

Hat das Modell Zukunft für deutsche Schulen? Darüber wird noch nicht diskutiert. Es gibt zwar immer wieder kritische Stimmen zur Gender-Lücke in den Unterrichtsfächern,  doch Feminismus stößt in Deutschland laut Denise Bergold-Caldwell dagegen auf weniger fruchtbaren Boden:

In Schweden ist Feminismus viel weiter fortgeschritten. Dort fällt es auf einen Boden, der schon ein wenig bereitet ist. Wenn man das hier in Deutschland machen würde,  müsste man das anders besprechen.

Voll mit Stereotypen

Der Begriff Feminismus ist mit vielen Stereotypen aufgeladen. Das muss sich verändern. Und das geht mit so einem Text wie von Chimamanda Ngozi Adichie. – Denise Bergold-Caldwell

„Stereotypen subsummieren sich und dann ist keine Debatte mehr möglich,“ sagt die Erziehungswissenschaftlerin weiter. Tatsächlich schaden die festgefahrenen Meinungen insbesondere dem Netzfeminismus und stärken eine antifeministische Bewegung.

Feminismus für den Mann?

Ein weiteres Problem ist die Annahme, dass der Mann aus dem Feminismus ausgeschlossen wird. Doch das stimmt nicht. Auch Chimamanda Ngozi Adichie richtet sich in „We should all be feminists“ an Jungen und Männer und zeigt auf, dass die Erwartungen an Maskulinität ebenso von Stereotypen durchzogen werden.

Wie wichtig die Rolle des Mannes in der Debatte  sein kann und ob Feminismus auch an deutsche Schulen gehört, darüber hat detektor.fm-Moderator Alexander Hertel mit Denise Bergold-Caldwell vom Institut für Erziehungswissenschaft an der Uni Marburg gesprochen.

Es geht nicht nur um die Befreiung der Frau. Es geht ganz generell darum, sich Geschlechterrollen anzuschauen. Da muss die Debatte hingehen.Denise Bergold-Caldwell 

Redaktion: Johanna Sprenger