FIFA wählt neuen Präsidenten

Ernsthafter Wille zur Reform?

Die FIFA versucht den Sumpf aus Schmier- und Bestechungsgeldern zu verlassen. Ein Schritt auf diesem Weg ist die Wahl eines neuen Präsidenten. Er wird der Nachfolger des gesperrten Joseph Blatter.

Das Ansehen der FIFA hat schwer gelitten, der Spott und die Verärgerung über die Korruptionsaffären sind groß. Der Fußballverband versucht, den angerichteten Schaden wieder gutzumachen und das verlorene Vertrauen wieder herzustellen. Die Wahl eines neuen Präsidenten spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn ein neues Gesicht an der Spitze muss her. Eines, das Joseph Blatter und mit ihm die Aura von Korruption, Gier und Bestechung ablöst.

Leere Sitze wegen Strafverfolgung

Zur Wahl treten fünf Männer an. Sie buhlen um die Zustimmung der 209 Mitgliedsverbände. Dabei lohnt sich das „Werben“ um kleine Länder wie Liechtenstein genauso wie das um Deutschland. Denn jedes FIFA-Mitglied hat bei der Wahl genau eine Stimme. Doch nicht jeder Verband wird überhaupt an der Wahl teilnehmen. Indonesien und Kuweit sind suspendiert und in Honduras, Guatemala, Thailand, Benin und auf den Malediven wurden die regulären Verbandsspitzen von den Korruptionsermittlern der FIFA-Ethikkommission abgesetzt.

Außerdem hängt noch der Schatten des letzten außerordentlichen Kongresses über der Wahl. Am 27. Mai des vergangenen Jahres sind sieben FIFA-Funktionären aufgrund des Verdachts der Korruption verhaftet worden. Da bis jetzt noch längst nicht alle Verstrickungen aufgeklärt worden sind, ist damit zu rechnen, dass sich einige Delegierte aus Angst vor einer Festnahme nicht nach Zürich trauen.

Kein Reformwille bei der FIFA?

Die Mitglieder, die in der Schweiz dabei sein werden, haben die Wahl zwischen diesen fünf Kandidaten. Klare Favoriten sind der Scheich Salman bin Ibrahim Al Khalifa aus Bahrain und der Schweizer UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino. Die anderen drei Mitbewerber spielen laut Beobachtern vermutlich nur eine Außenseiterrolle. Zu ihnen gehören Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien, der Apartheid-Aktivist Mosima Gabriel „Tokyo“ Sexwale aus Südafrika und der Franzose Jérôme Champagne. Gewinnen werden diese drei Außenseiter wohl nicht, doch sie könnten das Zünglein an der Waage werden, wenn es darum geht, die entscheidende Mehrheit für einen der zwei Favoriten zu bilden.

Die zwei aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten entsprechen ganz klar dem alten Schlag von FIFA-Funktionären. – Moritz Ablinger, Redakteur des Fußball-Magazins Ballesterer

Zusätzlich wird auf dem Kongress auch über die Vorschläge der FIFA-Reformkommission abgestimmt, mit dem der Weltfußballverband transparenter und glaubwürdiger werden will. Doch ob die dafür benötigten 75 Prozent der Stimmen zusammenkommen, bezweifeln Beobachter ebenso wie den Reformwillen des neuen Präsidenten.

Es braucht den Druck der Behörden der USA und öffentlichen Druck. – Moritz Ablinger, Redakteur des Fußball-Magazins Ballesterer

Über den unsicheren Umbruch in der FIFA hat detektor.fm-Moderatorin Karolin Döhne mit Moritz Ablinger gesprochen. Er arbeitet für das österreichische Fußball-Magazin Ballesterer und kennt sich bestens mit dem Weltfußballverband aus.

Mit Scheich Salman und Gianni Infantino wird ein Reformprozess der FIFA oder eine wesentliche Erneuerung der FIFA nicht stattfinden.Moritz Ablinger 

Redaktion: Markus Vorreyer