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Die Berliner Mauer hat viele DDR-Bürger aufgehalten, deshalb waren organisierte Fluchthelfer enorm wichtig. Foto: Berlin 1989, Fall der Mauer, Chute du mur CC BY-SA 2.0 | Raphael Thiemard

Flüchtlinge | Schlepper in der DDR und heute

Fluchthelfer oder Schlepper?

Viele konservative Politiker zeichnen das Bild des skrupellosen und geldgierigen Schleppers. Noch in Zeiten des Kalten Krieges sind Schlepper als „Fluchthelfer“ bezeichnet und ihre Taten gewürdigt worden. Wo ist also der Unterschied? Eine Zeitzeugin erzählt.

Fluchthelfer: Helden in der BRD

Es gibt unzählige Geschichten über Menschen, die ihre Autos umbauten, Papiere fälschten und Boote bereitstellten, um illegal aus der DDR auszureisen. Für ihre Verdienste sind zahlreiche DDR-Fluchthelfer mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden.

Denn schon 1977 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass es „nicht anstößig“ sei, Menschen bei ihrem „zustehenden Recht auf Freizügigkeit“ zu unterstützen. Entschieden wurde das im Zuge einer Klage, bei der ein Fluchthelfer sein Honorar für seine Hilfe einklagte und Recht bekam. Heute wäre solch ein Verfahren vermutlich undenkbar. Wer einem anderem hilft, illegal in Deutschland einzureisen und dies „gewerbsmäßig“ betreibt, wird mit sechs bis zehn Jahren Freiheitsstraße bestraft.

Bereits die Mitgliedschaft in einer Schleuserbande gilt als Verbrechen und führt zu mindestens einem Jahr Gefängnis. Sollte diese Person dann noch für den Tod eines Flüchtlings verantwortlich sein, kommt er für mindestens drei Jahre ins Gefängnis. Aber nicht nur die rechtlichen Konsquenzen sind verschärft worden, sondern auch die Wortwahl hat sich verändert. Früher hießen sie „Fluchthelfer“, heute sagt man „Schlepper“.

Eine Frage des Begriffs

Das Wort „Fluchthelfer“ ist bewusst durch  das Wort „Schlepper“ ersetzt worden und damit verknüpfen viele eher negative Dinge. Diese Veränderung hat ihren Ursprung in den 1990er Jahren und hängt mit dem Budapester Prozess zusammen. Dort ist die Grenzpolitik der europäischen Staaten aufeinander abgestimmt worden. So wurde die Fluchthilfe pauschal zu einer verbrecherischen Handlung.

Ein Boot, das für zehn Person zugelassen ist, da werden dann 60 Personen drauf getan und übers Meer geschickt. Das ist nicht mehr professionell, sondern kriminell. – Konstanze Helber

Viele heutige Schlepper kassieren das Geld im Voraus. Allerdings ist oft nicht absehnbar, wofür genau sie es nehmen. Zu Zeiten von BRD und DDR ging es häufig im die Erstattung von Auslagen, die auch im Nachhinein gezahlt werden konnten. Ein direkter Vergleich zwischen der DDR-Vergangenheit und der Situation rund ums Mittelmeer ist wahrscheinlich nicht sinnvoll. Schlussendlich gibt und gab es damals wie heute edelmütige Helden und profitorientierte Schleuser.

Über ihre persönlichen Erfahrungen mit den DDR-Fluchthelfern und ihre Einschätzung der momentanen Situation hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit Konstanze Helber gesprochen. Sie hat mit einem Fluchthelfer versucht, aus der DDR zu entkommen.

Konstanze Helber - hat versucht, mit Fluchthelfern aus der DDR zu fliehen.

hat versucht, mit Fluchthelfern aus der DDR zu fliehen.
Für mich war die Flucht in einem Auto, in einem umgebau PKW, über die Transitautobahn durch die DDR geplant und wurde auch so durchgeführt. Für mich war dieser Weg der sicherste.Konstanze Helber
Flüchtlinge | Schlepper in der DDR und heute 06:29

Redaktion: Carina Fron

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