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Über 8.000 Menschen liefen vergangenen Juni in Kiew, Ukraine bei der jährliche Gay Pride Parade mit. Rechtsnationalistische Aktivisten und Aktivistinnen protestierten dagegen. Foto: AFP | Genya Savilov
Bild: AFP | Genya Savilov

Forschungsquartett | LGBTQ in der Sowjetunion

Kaum erforscht

Die LGBTQ-Community gehört heute klar zu unserer Gesellschaft. Relativ wenig weiß man bisher allerdings über das Leben von queeren Menschen in der früheren Sowjetunion. Darum und warum die Forschung so hinterher hinkt, geht es in dieser Folge des Forschungsquartetts.

Kaum erforscht

Dass die rechtliche Lage für LGBTQ-Personen in der Sowjetunion schwierig war, ist den meisten bekannt. Homosexualität unter Männern war eine Straftat, Frauen drohte eine psychiatrische Behandlung. Doch wie sah die gesellschaftliche Akzeptanz, das alltägliche Leben queerer Menschen aus? Darüber weiß man bisher sehr wenig. Zum einen ist das Forschungsgebiet noch recht neu. Erst seit fünf bis sechs Jahren hat man angefangen, sich mit LGBTQ im Sozialismus und in der Sowjetunion zu beschäftigen. Zum anderen ist es schwierig, Personen zu finden, die über ihre Erfahrungen sprechen wollen.

Oft sind das ältere Menschen, die haben keine Verbindung zur LGBTQ-Szene. Und vielleicht identifizieren sie sich noch nicht mal als lesbisch oder queer. Wenn man mit ihnen redet,  sagen sie : “Ja, wir haben zusammen gelebt”, aber sie würden nicht sagen: “Wir sind ein lesbisches Paar”. – Galina Yarmanova, Kiew-Mohyla-Akademie

Hass auf Gender Studies

Abgesehen davon gibt es momentan aber auch eine starke Bewegung gegen Gender Studies. In Ungarn zum Beispiel hat Viktor Orbán die Gender Studies an ungarischen Universitäten gestrichen. Doch nicht nur in osteuropäischen Ländern wie Ungarn oder Polen, sondern auch in Frankreich, in den Niederlanden und in Deutschland sprechen rechtsnationale Kräfte und Parteien oder auch Kirchen immer wieder von einem „Gender-Wahn“. Die traditionelle Familie sei damit in Gefahr. Das wirkt sich auch auf die Universitäten aus. Es fehlt sowohl an allgemeinem Interesse als auch an Forschungsgeldern.

Die Forschung, die es zu queerem Leben in der Sowjetunion gibt, bezieht sich meistens nur auf Russland, auch wenn die Quellen vielleicht aus Weißrussland oder der Ukraine kommen. Zudem sind es meist westliche Publikationen auf Englisch, die sehr teuer sind, sodass die allgemeine Bevölkerung kaum Zugang zu den Forschungsergebnissen hat.

Galina Yarmanova - arbeitet an der Kiew-Mohyla-Akademie in der Ukraine und forscht auf dem Gebiet Gender- und Queer Theory. Foto: privat

arbeitet an der Kiew-Mohyla-Akademie in der Ukraine und forscht auf dem Gebiet Gender- und Queer Theory. Foto: privat
Viele Mainstream NGOs die mit dem Thema LGBT arbeiten, sind sehr homonationalistisch. Sie stehen dem Staat sehr nahe und da der Staat gerade einen offiziellen Kurs gegen Kommunismus fährt, sagen diese Gruppen oft: “Das Leben in der Sowjetunion war so schrecklich und jetzt, endlich, sind wir davon befreit!”. Deshalb war es für uns wichtig, ein differenzierteres Bild, eine komplexere Geschichte aufzuzeigen.Galina Yarmanova

Galina Yarmanova hat mit detektor.fm-Redakteurin Amelie Berboth über LGBTQ-Lebensweisen in der späten Sowjetunion in der Ukraine gesprochen und erzählt, wieso die Gender Studies immer weniger akzeptiert werden. Davon berichtet Amelie Berboth detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde.

Das Forschungsquartett | LGBT in der Sowjetunion 10:32

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