MiCT Radio-Projekt in Syrien

Das Radio hilft gegen Assads Propaganda

Unabhängige Berichterstattung in Syrien? Unter dem Assad Regime kaum denkbar. Die gemeinnützige Organisation MiCT hat dennoch einen Weg gefunden – in Form eines Taschenradiosenders. Das Projekt „PocketFM“ bringt journalistische Berichterstattung mitten ins Kriegsgebiet.

Journalistisches Arbeiten mit Hindernissen

In Zeiten von Krieg und Terror journalistisch zu arbeiten, ist eine große Herausforderung. In Syrien ist unter dem Präsidenten Assad und seinem Regime unabhängige journalistische Berichterstattung extrem schwer. Die Regierung überwacht Zeitungen, Fernsehprogramme und das Internet.

In den Gebieten, in denen der Islamische Staat (IS) die Kontrolle übernommen hat, schaltet das Regime beispielsweise das mobile Internet ab. Zudem werden Journalisten verfolgt und eingesperrt. Die Konsequenz: Die Vermittlung von unabhängigen Nachrichten ist sehr schwierig bis unmöglich.

Projekt „PocketFM“

Die gemeinnützige Organisation Media in Cooperation and Transition – kurz MiCT – hat nun eine Lösung entwickelt: einen Taschenradiosender. Unter dem Projektnamen „PocketFM“ hat ein 20-köpfiges Team in Berlin ein tragbares Radiogerät entwickelt, das im Umkreis von sechs Kilometern sendet und das ganz ohne Funkmasten.

Das ist ein kleiner schwarzer Kasten, vielleicht so Schuhkartongröße, in den wir einen 25-Watt-Radiosender eingebaut haben. – Philipp Hochleichter, Projektmanager bei MiCT

Gesendet wird über Satellit, den auch die Regierung nicht ausschalten kann. Inzwischen gibt es in Syrien bereits zehn Geräte, mehr sind momentan in Planung.

Syria Radio Network

Bereits 2013 hat MiCT ein Syrisches Radio Netzwerk – „Syria Radio Network“ oder „Syrnet“ – entwickelt, das seitdem vom Deutschen Auswärtigen Amt unterstützt und gefördert wird. Das Netzwerk setzt sich aus insgesamt neun syrischen Radiosendern zusammen.

Eine Kombination aus verschiedenen Programmpunkten aller neun Sender bildet wiederum das Radioprogramm von „Syrnet“.  Dieses Angebot wird über „PocketFM“ versendet und ausgestrahlt. Hauptsächlich werden die Programme in der Türkei oder in Paris produziert. Die Moderatoren sprechen arabisch und kurdisch. Gesendet wird ausschließlich in Regionen, die nicht vom IS kontrolliert werden.

Das verbreitet sich in solchen Regionen natürlich relativ schnell, sofern es Internet gibt über soziale Netzwerke. Und ansonsten ist es viel Mund-zu-Mund-Propaganda. – Philipp Hochleichter, Projekmanager bei MiCT

Um die Radios vor dem Zugriff des IS zu schützen, sind sie sicherheitshalber mit einer PIN gesichert. So wird auch die Übernahme des Radiosenders durch regimetreue Militärs im Zweifel verhindert.

Über das Projekt eines Taschenradiosenders und wie dieser in Kriegsregionen senden kann, hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit Philipp Hochleichter gesprochen. Er ist Projektleiter und Koordinator bei MiCT und direkt an der Entstehung von „PocketFM“ beteiligt.

Wir arbeiten nur in Regionen von Syrien, die nicht unter der Kontrolle des Regimes stehen, da wir natürlich in keinster Weise mit dem Regime kooperieren.Philipp Hochleichter 

Redaktion: Mirjam Ratmann