Geschlechterklischees bei Spielfiguren

Lego und die Astronautin

Lego bringt ein neues Figuren-Set heraus, das aus fünf Wissenschaftlerinnen, Ingenieurinnen und Astronautinnen besteht. Eine Ausnahme. Ein Großteil der Spiele-Industrie arbeitet weiterhin mit Stereotypen: Mädchen und Jungen, Rosa und Blau. Wie wirkt sich das auf das Rollenverständnis von Kindern aus?

Neue Spielfiguren, echte Vorbilder

Die Astronautin Sally Ride ist 1983 als erste US-Bürgerin ins All geflogen. Mae Jemison ist die erste afroamerikanische Astronautin überhaupt. Nancy Grace Roman ist Astronomin und zusätzlich „Mutter“ des Hubble-Weltraumteleskops. Außerdem wären noch die Computerspezialistin und Apollo-Raumfahrtprogramm-Mitarbeiterin Margaret Hamilton und die Mathematikerin Katherine Johnson als namhafte Mitarbeiterinnen der NASA zu nennen.

Dass diese Frauen in der Geschichte der US-Raumfahrt eine entscheidende Rolle gespielt haben, war bisher vielen unbekannt. Für Kinder sollen die fünf Wissenschaftlerinnen nun als Lego-Spielfiguren zum Vorbild werden.

Stereotype Spielewelt

Das klingt revolutionär – aber machen wir uns nichts vor: Die Spielewelt besteht noch immer aus Klischees und Stereotypen. Mädchen und Jungs werden weiterhin in ihren Spielewelten getrennt. Das fördert bestimmte Rollenbilder. Dabei versuchen verschiedenste Gruppen überall auf der Welt mit verqueren Rollenbildern aufzuräumen und für Gleichberechtigung zu sorgen. Hängt die Welt der Spielfiguren der Realität hinterher?

Strategie Gendermarketing

Der Spielzeug-Markt setzt auf Gendermarketing, um möglichst gute Umsätze zu erzielen. Da bestimmt das Angebot die Nachfrage. Denn viele Spielfiguren, die einmal neutral waren – gerade von Lego oder Playmobil – gibt es inzwischen in zwei Varianten: für Mädchen und Jungs. Was aber bedeutet so eine geschlechtsspezifische Teilung und Zuschreibung für die Entwicklung von Kindern?

Dadurch, dass den Kindern diese Spielzeugreferenzen vermittelt werden, sind sie sich relativ früh bewusst, welches Spielzeug jeweils für ihr eigenes Geschlecht angemessen ist oder nicht. Für Mädchen ist es viel eher ok, wenn sie mit Jungsspielzeug spielen, dafür hat sich bei Jungs ein gegenteiliger Trend entwickelt. Die wissen sehr oft: Mädchenspielzeug darf ich nicht, denn ich bin ein Junge und ein Junge spielt nicht mit Mädchenspielzeug. – Dr. Volker Mehringer, Universität Augsburg

Einflussreiche Spielfiguren: Wie die Spielewelt auf die Entwicklung von Kindern einwirkt, hat detektor.fm-Moderatorin Marie Landes mit dem Spieleforscher Volker Mehringer besprochen.

Man kann annehmen, dass Kinder über das Spielen mit geschlechtstypischem Spielzeug erst mal ihr Verständnis von Geschlechterrollen schärfen können.Dr. Volker Mehringer 

Redaktion: Vera Weber

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