Green Radio | Ausstieg aus der Kohle

Weg von der Kohle: Wie weit sind wir?

Das Weltklimaabkommen vom Dezember 2015 legt fest, dass wir ab der zweiten Jahrhunderthälfte nur noch in geringem Maß auf fossile Brennstoffe zurückgreifen dürfen – wie zum Beispiel auf Kohle. Aber brauchen wir diesen Energieträger wirklich noch bis in das Jahr 2050?

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Die Zeit der Kohle ist vorbei

In Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt

„Klimaneutralität“ heißt eines der Hauptziele des Klimavertrags von Paris. Demnach dürfen zwar weiterhin Treibhausgase ausgestoßen werden – allerdings nur noch so viel, wie die Natur auch aufnehmen, also neutralisieren kann.

Diese Kapazitäten sind jedoch sehr begrenzt. Deshalb wird die Menschheit künftig sehr viel weniger auf fossile Energieträger zurückgreifen dürfen. Denn Erdgas, Erdöl und auch Kohle erzeugen bei der Verbrennung extrem viel klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2).

Jetzt noch Geld in Kohle stecken? Die Zeiten scheinen vorbei zu sein. So hatte beispielsweise das Unternehmen Vattenfall kürzlich enorme Probleme, seine Kohlesparte in der Lausitz zu verkaufen. Stattdessen wird von der Wirtschaft nun in den Ausbau von erneuerbaren, nachhaltigen Energien investiert.

Klimaschutzplan 2050 vor der Abstimmung

Auch das Bundesumweltministerium scheint nach dem Pariser Gipfel einen Ausstieg aus der Kohlekraft zu favorisieren. Mit dem sogenannten Klimaschutzplan 2050 will die deutsche Bundesregierung die beim Weltklimagipfel geplanten Klimaschutz-Maßnahmen umsetzen.

Laut des Entwurfs von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) müsste in den kommenden anderthalb Jahrzehnten eine Reihe von Kohlekraftwerken vom Netz gehen. Ob das Kabinett diesem Vorschlag zustimmt, wird sich vermutlich noch im Juni zeigen.

Umweltverbände haben derweil einen schärfer formulierten „Klimaschutzplan 2050 der deutschen Zivilgesellschaft“ vorgelegt. Über 40 Organisationen fordern, dass bis zum Jahr 2050 mindestens 95 Prozent weniger CO2 ausgestoßen wird als noch 1990.

Kritik an der Bundesregierung

„Die bisherigen Pläne der Bundesregierung gehen nicht weit genug, um die Pariser Ziele zu erreichen“, sagte der Präsident des Naturschutzbundes (NABU) Deutschland, Olaf Tschimpke, bereits im April. Auch die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sei völlig kontraproduktiv für die Klimaziele. Statt der notwendigen Beschleunigung bremse das neue EEG den naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien völlig aus. „Man bekommt den Eindruck, es fehlt der Bundesregierung an einer Gesamtstrategie für den Klimaschutz und sie liefert nur Stückwerk“, so der NABU-Präsident.

Auch Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte: „Gelingt es der Weltgemeinschaft nicht, die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten, erweist sich der Pariser Klimaschutzvertrag schon bald als Schimäre. Die schwachen Absichtserklärungen zum Klimaschutz sind nicht mehr als eine unsichere Wette auf die Zukunft. Das Pariser Klima-Versprechen an kommende Generationen muss noch mit Leben erfüllt werden. Für Deutschland bedeutet das, klimaschädliche Gesetzesvorhaben zu revidieren und ein Kohleausstiegsgesetz auf den Weg zu bringen.“

Was also in Deutschland noch zu tun ist und wie weit andere europäische Länder beim Ausstieg aus der Kohle sind, fragt detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer Dr. Felix Christian Matthes. Er ist Experte für Internationale Klimaschutzpolitik beim Öko-Institut, einer unabhängigen Forschungs- und Beratungseinrichtung für eine nachhaltige Zukunft.

Die Investition in die Erneuerbaren Energien macht mir weniger Sorge. Die entscheidende Herausforderung ist das Divestment im Geschäftsfeld der fossilen Energien, also der Verkauf von Aktien, Anleihen oder Investmentfonds aus diesem Bereich.Dr. Felix Christian Matthes  

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