Green Radio | Leben im Ökodorf

„Unsere Vision ist die Nachhaltigkeit“

Die Häuser gehören allen und das Wohnen kostet wenig Energie. Telefon und Autos werden geteilt. Die Bewohner von Ökodörfern wollen Ressourcen nachhaltig nutzen, sodass das Leben auf der Erde auch für ihre Kinder noch lebenswert ist.

+++Green Radio: Umwelt und Nachhaltigkeit – eine Kooperation mit dem Umweltbundesamt.+++


140 Menschen im Ökodorf „Sieben Linden“

In Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt

Das Ökodorf „Sieben Linden“ in der Altmark in Sachsen-Anhalt existiert seit 1997. Das Gelände ist 86 Hektar groß. Fast ein Dutzend Niedrigenergie-Häuser stehen darauf. Im Dorf leben 140 Menschen, davon 40 Kinder.

Eigentümer des Landes und der Infrastruktur ist eine Genossenschaft. Die Bewohner des Dorfes sind ihre Mitglieder. Das heißt: Die einzelnen Häuser sind kein Privateigentum, sondern Besitz von allen. Dafür zahlen die Genossenschaftsmitglieder eine Einlage, darüber hinaus monatlich Miete.

Unterschiedliche Jobs auch im Dorf

Das Geld dafür verdienen die Ökodorf-Bewohner durch unterschiedliche Arbeit. Entweder sie arbeiten im eigenen Waldkindergarten, Lebensmittelladen, als Handwerker, Köche oder Gärtner. Einige sind auch außerhalb von „Sieben Linden“ angestellt oder selbstständig tätig. Solidarisch tragen sie alle die allgemeinen Kosten: für Lebensmittel, Wasser und Strom. Unabhängig davon, wie viel der oder die Einzelne davon tatsächlich konsumiert. Um das Dorf auf- und auszubauen, werden darüber hinaus viele Arbeiten ehrenamtlich erledigt.

Die meisten Häuser in „Sieben Linden“ sind Strohballenhäuser. Das Material ist ein günstiges Nebenprodukt aus der Landwirtschaft und besonders dämmfähig. Auch an anderer Stelle denken die Bewohner nachhaltig: Sie sind sehr sparsam im Umgang mit Strom. Laut eigenen Angaben liegt der private Stromverbrauch pro Kopf in „Sieben Linden“ bei etwa einem Viertel des Bundesdurchschnitts.

Regionales und saisonales Bio-Essen

Auf etwa sieben Hektar werden im Öko-Landbau Obst und Gemüse angebaut. Weitere Lebensmittel werden bei Bio-Betrieben der Region eingekauft oder beim Bio-Großhändler. So ist ein Großteil der Nahrung regional und saisonal.

Entscheidungen werden basisdemokratisch gefällt. Dafür ist eine Mehrheit von zwei Dritteln nötig. Es gibt eine monatliche Vollversammlung; ansonsten wird in Räten gearbeitet. Einen Chef oder eine Chefin gibt es also nicht. Auch keinen Guru oder eine gemeinsame Ideologie, sagt Bewohnerin Gabi Bott. Die Menschen in „Sieben Linden“ verbinde vielmehr der gemeinsame Wunsch, ein Leben im Einklang mit der Natur zu führen.

Unsere Vision ist die Nachhaltigkeit.Gabi Bott  

Ökodorf kennenlernen

Interessierte, auch potenzielle Zuzügler, können sich einen ersten Eindruck verschaffen, indem sie an einem ersten Sonntag im Monat zum offenen Sonntagscafé nach Beetzendorf kommen. Solche Kennenlern-Möglichkeiten bieten auch Dörfer wie die Gemeinschaft Tempelhof.

Insgesamt gibt es in Deutschland zwischen 10 und 20 solcher Ökodörfer, sagt die Geographin und Soziologin Dr. Iris Kunze von der Universität für Bodenkultur Wien. Sie hat zu Ökodörfern promoviert. Dabei hat sie herausgefunden, dass dieses Leben in der Gemeinschaft tatsächlich enorm ressourcenschonend ist.

Ein funktionierendes Gemeinschaftsleben ist die Grundlage dafür, dass man Dinge gemeinsam nutzt und sich dafür verantwortlich fühlt.Dr. Iris Kunze 

Davon hat detektor.fm-Reporterin Insa van den Berg sich selbst überzeugen wollen.


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Redaktion