Kontakt über Ländergrenzen hinweg, Zugang zu wichtigen Informationen und natürlich auch Entertainment – das Internet ist praktisch. In vielen Flüchtlingsheimen gibt es aber keinen Internetzugang. Sinn hätte das durchaus: Flüchtlinge könnten sich über ihre Rechte und Pflichten informieren, sich bei Angehörigen melden oder Deutsch lernen. Einige Niedersachsen hatten genug von den Bedenken – und improvisierten: Sie haben ein Beratungszentrum mit Internetcafe gegründet.
Das „Tor zur Freiheit“ liegt im niedersächsischen Friedland: Die dortige Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge ist eine der ältesten ihrer Art. Mehrere hundert Flüchtlinge leben dort, meist für ein bis zwei Monate. Internet gab es lange nicht, weshalb die Ehrenamtlichen vom Beratungs und Aktionszentrum (baz) die Sache selber in die Hände genommen haben.
In Friedland werden Flüchtlinge untergebracht, bevor die Behörden ihnen einen endgültigen Unterbringungsort zuweisen. Viele sind gerade erst in Deutschland angekommen, wollen mit ihren Familien in der Heimat sprechen oder sich erstmal orientieren. Das Internet kann das alles.
Doch es ist Deutschland hier und wie in Friedland sind auch anderswo viele Behörden bei dem Thema zurückhaltend, weil sie einen Missbrauch befürchten. Im Zweifelsfall müssten die Behörden haften.
Die Haftungsfragen verhindern oft eine Bereitstellung des Internets – Kai Weber, Flüchtlingsrat Niedersachsen
Dabei wäre ein Zugang zum Internet besonders für Flüchtlinge praktisch: Es ermöglicht, kostengünstig den Kontakt mit der Heimat zu halten. Auch Informationen zu Behördengängen oder Wegbeschreibungen sind leicht zu googlen, vom Entertainment-Faktor in den oft eintönigen Unterbringungen ganz zu schweigen.
Deshalb springen in verschiedenen Gemeinden nun die Bürger ein: In Regensburg hat ein Bundestagsabgeordneter sein W-Lan geöffnet, in Göttingen basteln Freifunker an einer Lösung für Flüchtlingsheime.
Andere Initiativen gehen einen Schritt weiter. Der Verein „Refugees Emancipation“ hat in mehreren brandenburgischen Unterkünften Internetcafes eingerichtet.
Wir wollen nicht nur Internetzugang gewährleisten, sondern einen Ort schaffen, an dem man sich austauschen kann. – Chu Eben, Refugees Emancipation e.V.
Ähnlich sieht es eine Gruppe im Niedersächsischen Friedland: Als Ehrenamtliche dort ein Beratungszentrum gegründet haben, richteten sie ein kleines Internetcafe ein. Seitdem ist im „Beratungs und Aktionszentrum“ (baz) eine Menge los – weit mehr, als nur das Angebot, ins Netz zu gehen, ist gewachsen. Christoph Höland hat sich dort umgesehen.
„Gute Nachrichten“ – unter diesem Titel stellen wir jeden Mittwoch Projekte, Initiativen und Firmen vor, die etwas besser machen wollen. Arbeit verbessern, Wirtschaft und Moral in Einklang bringen, den Umweltschutz voranbringen, fair produzieren, nachhaltig wirtschaften oder kulturell bereichern.
Redaktion: Christoph Höland