Kirche: Erstes Treffen zwischen Papst und russischem Patriarchen

Historischer Schritt für die Christenheit

Es ist ein historisches Ereignis: Erstmalig treffen sich der Papst und der russische Patriarch. Das geistliche Oberhaupt des Vatikans trifft auf sein Pendant aus Moskau und das auf Kuba.

Katholische und orthodoxe Kirche

Rund 2,3 Milliarden Menschen gehören weltweit dem Christentum an. Unter ihnen befinden sich 1,2 Milliarden Katholiken, während weitere 300 Millionen Menschen der orthodoxen Konfession angehören. Auch wenn deren Oberhaupt eigentlich der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel ist, so ist die Bedeutung des Moskauer Bischofs Kyrill I. dennoch sehr groß.

Das russische Patriarchat ist eine von mehreren nationalen orthodoxen Kirchen. Sie reiht sich somit neben Patriarchate wie das von Bulgarien oder Rumänien ein. Mit 150 Millionen Mitgliedern ist es allerdings das größte.

Historische Trennung

Die Trennung der Christenheit liegt mittlerweile über 900 Jahre zurück. 1054 gipfelt ein bereits lange Zeit schwelender Konflikt zwischen Rom und Konstantinopel im sogenannten großen morgenländischen Schisma, bei dem es zu einem gegenseitigen Bann der beiden Oberhäupter kommt. Der orthodoxe Glaube hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits im heutigen Russland ausgebreitet, deshalb spalten sich auch die Ostslawen von Rom ab. 1589 kommt es dann zur Einsetzung des ersten Moskauer Patriarchen.

Russische Patriarchen gibt es erst seit dem 16. Jahrhundert und seit dieser Zeit waren die Beziehungen zwischen Moskau und dem Abendland aus unterschiedlichen Gründen belastet. – Johannes Oeldemann, Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik in Paderborn

Erstes Gespräch zwischen Papst und Patriarch

Die aktuellen christlichen Oberhäupter Kyrill und Franziskus wagen nun einen bisher einmaligen Schritt. Seit der Existenz der russisch-orthodoxen Kirche gab es kein Treffen zwischen dem Patriarchen von Moskau und dem Papst. Nun kreuzen sich die Auslandsreisen der beiden Oberhäupter und man hat sich auf einen Zwischenstopp auf Kuba geeinigt. Für Franziskus geht es von dort aus weiter nach Mexiko, Kyrill ist ohnehin gerade auf Lateinamerika-Reise, um seine Anhänger zu besuchen.

Franziskus hat deutlich signalisiert, dass er an einem Treffen mit Kyrill interessiert ist. – Johannes Oeldemann, Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik in Paderborn

Sie sitzen nun stellvertretend für ihre jeweiligen Kirchen erstmalig an einem Tisch. Welche Bedeutung dieses Treffen hat und warum es hunderte Jahre brauchte, hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit Johannes Oeldemann besprochen. Er ist der Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik in Paderborn.

Es steht zu hoffen, dass die Begegnung von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill dem theologischen Dialog einen neuen Impuls geben kann.Johannes Oeldemann 

Redaktion: Markus Vorreyer